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Alternativen abseits des Ackerbaus

MfM und SgH wollen Böhm-Credo umsetzen und die soziale Stellung der Frauen verbessern

Von Carsten Boning

Dano. Sieben von zehn Menschen leben in Äthiopien von der Landwirtschaft, also vom Ackerbau und von der Viehzucht – das ist vor einer Woche an dieser Stelle thematisiert worden, als es um das neue SgH-Förderprojekt „Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung“ ging. Klar wurde dabei auch: Die Kleinbauern und ihre Familien leben zumeist von der Hand in den Mund, das vorhandene Ackerland reicht längst nicht mehr für alle. Kurzum: Es fehlt an Alternativen für ein Einkommen abseits des Ackerbaus und der Viehzucht.

Die Stiftung „Menschen fĂĽr Menschen“ (MfM), die seit 1984 von der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ unterstĂĽtzt wird, hat dieses Dilemma längst erkannt und versucht, mit diversen MaĂźnahmen gegenzusteuern. „Wer selbst keine Chance hat, sich zu entwickeln, sieht sich zwangsläufig veranlasst, seiner Heimat den RĂĽcken zu kehren. ‚Menschen fĂĽr Menschen‘ schafft durch seine Arbeit Entwicklungsmöglichkeiten und hilft der ländlichen Bevölkerung bei der Existenzsicherung“, teilt die Stiftung mit. SgH wird dabei konkret helfen. Parallel zum Bau der 4. SgH-Schule in Ijaji/Illu Gelan flieĂźen zweckgebundene Spenden aus den nächsten Wintern in das MfM-Projekt „Gesellschaftliche Entwicklung und Einkommen“. Das Projektgebiet ist wieder die Region Dano, in der MfM seit 2013 tätig ist, in der bereits die SgH-Schulen in Kelecha Jibat und Dobi stehen und in der auch die MaĂźnahmen zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft geplant sind.

Ein Schwerpunkt des Projekts ist die Förderung der Frauen in Äthiopien. Der 2014 verstorbene Stiftungsgründer Karlheinz Böhm, dessen Grundsatz von der „Hilfe zur Selbsthilfe“ die Basis aller Maßnahmen ist, sagte einst: „Nur wenn wir die soziale Stellung der Frauen verbessern, wird Äthiopien dauerhaft die Armut überwinden können.“ Die Frauen sind in Äthiopien auf vielfältige Weise benachteiligt. Auf dem Land leisten sie Schwerstarbeit, müssen Wasser oft über weite Strecken herbeischaffen, Feuerholz schleppen, kochen, die Kinder versorgen und bei der Feldarbeit helfen. Nur selten verfügen sie über ein eigenes Einkommen, stattdessen sind die Frauen oft in extremer Weise von ihren Familien oder Männern abhängig. Um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, ihre Rolle in der Gesellschaft zu stärken und ihnen neue Zukunftsperspektiven zu geben, bietet MfM handwerkliche und hauswirtschaftliche Ausbildungskurse sowie Mikrokredit-Programme speziell für Frauen an.

Die Stiftung hilft bei der Gründung von Kleingewerbe (Nähkurse, Tischlerei, Töpferei), es gibt aber auch Training für verbessertes Handwerk, Unterstützung für Start-ups und Training in unternehmerischen Fertigkeiten. MfM hat zudem ermittelt: Frauen, die ein eigenes Einkommen haben, fördern auch die Schulausbildung ihrer Kinder.

Zur Entwicklung in den ländlichen Regionen gehört auch die Infrastruktur mit Brücken-, Straßen- und Treppenbau sowie die Förderung von Kinder- und Jugendheimen. Fazit: Das Zusammenspiel der beiden von SgH geförderten Projekte „Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung“ sowie „Gesellschaftliche Entwicklung und Einkommen“ soll die Lebenssituation der Menschen in Dano verbessern.

Bild: Schwerstarbeit auf den Feldern: Alltag für die Frauen in Äthiopien. Foto: MfM / Kwiotek