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Aus Utopie wird Wirklichkeit: 306.000 Euro für „SgH“

37. Auflage von „Sportler gegen Hunger“ endet trotz Corona mit einem sensationellen Rekorderlös / Fünf-Millionen-Schallmauer geknackt

Von Carsten Boning

Vechta. Kurze Rückblende: Anfang Dezember, als die 37. Auflage der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ startete, war die Ungewissheit groß. Wohin geht die SgH-Reise? Was macht der Corona-Lockdown mit der Breitensport-Bewegung für den guten Zweck? Was ist mit Blick auf Hygiene- und Abstandsregeln sowie Kontaktbeschränkungen überhaupt möglich? Fragen über Fragen. Und knapp drei Monate später lautet die wichtigste Antwort: Die SgH-Reise 20/21 führte trotz Corona auf den Gipfel, in atemberaubende Höhen. Das Gemeinschaftsprojekt der Oldenburgischen Volkszeitung und des Kreissportbundes Vechta hat seine Erfolgsgeschichte nicht nur fortgesetzt, sondern abermals gekrönt. Denn: Die Saison 20/21 endet mit dem überwältigenden Rekorderlös von 306.000 Euro.

In der offiziellen SgH-Zeit seit dem 1. Dezember 2020 summierten sich die Spendenbeiträge auf den vier Sonderkonten bis zum Wochenende auf exakt 306.198,81 Euro; dieser Betrag wird jetzt entsprechend gerundet. Über zweieinhalb Monate trommelten die VEC-Sportler für ihre coronakonformen Events. Die Aktionen, die noch laufen bzw. im Frühjahr anstehen, bilden mit ihren Erlösen die Basis für den nächsten SgH-Winter.

Der neue Rekord liegt sagenhafte 46.000 Euro über der alten Bestmarke aus dem Vorjahr, es ist der größte Sprung in der SgH-Historie. Und quasi nebenbei wurde auch die Fünf-Millionen-Euro-Marke geknackt. SgH hat in nunmehr 37 Jahren exakt 5.138.341 Euro eingespielt.

Das Erstaunliche am SgH-Winter 2020/21: Keine einzige Veranstaltung fand im bewährten Rahmen oder Modus statt. Es gab kreative Alternativen, die den Nerv der Sportler trafen und überall eine Welle der Spendenbereitschaft auslösten. Und einige Male gingen die Erlöse förmlich durch die Decke. Was im vergangenen Sommer mit dem „Coronathon“ (23.698 Euro) begann, setzte sich im Winter nahtlos fort. Es gab fünf weitere SgH-Erlöse über 20.000 Euro, die beim Saisonstart mitten im Lockdown völlig utopisch waren. Das galt vor allem für die Power-Wochenenden von BW Langförden (50.700 Euro) und vom SC Bakum (40.000 Euro), für das digitale Lohner Weihnachtssingen (31.000 Euro plus nachträgliche 10.000-Euro-Spende), das Mühlener Event „Silvesterlauf meets Coronathon“ (37.413 Euro) oder den 49-Stunden-Jubiläumslauf des TuS Lutten (21.249 Euro). Klar: Die großen Brocken trieben das Spendenbarometer deutlich nach oben, aber die breite SgH-Basis hatte ebenfalls einen großen Anteil an der neuen Rekordsumme. Insgesamt gab es über 20 Aktionen oder Events mit einem Erlös zwischen 1000 und 8700 Euro (Carumer Speck-weg-Lauf).

Dass erstmals der Sprung über die 300.000-Euro-Marke gelang, ist auch deshalb eine Sensation, weil über 20 Veranstaltungen aufgrund der Corona-Lage gar nicht stattfinden konnten – auch nicht alternativ. Über 20 Aktionen, die in der Saison 2019/20 immerhin einen Gesamterlös von 84.000 Euro hatten.

Angesichts des riesengroßen Erfolgs des SgH-Winters 2020/21 erhalten in diesem Jahr acht statt sechs Missionsprojekte von heimischen Vertreten jeweils 10.000 Euro. Bedacht werden die sechs Ordensschwestern Änne Thölking (Lohne/Südafrika), Jordana Rechtien (Holdorf/Südafrika), Regina Kuhlmann (Oythe/Sambia), Klara Lüers (Visbek/Malawi), Beda Siewe (Lohne/Südafrika) und Klara Kohorst (Steinfeld/ Namibia) sowie Bischof Johannes Bahlmann (Visbek/Uganda) und Reimund Berding (Dinklage/SOS Mosambik).

Das Gros des Erlöses, nämlich 226.000 Euro, fließt in die 4. SgH-Schule in Äthiopien, die über die Karlheinz-Böhm-Stiftung „Menschen für Menschen“ (MfM) gebaut wird. Im Bezirk Illu Gelan entsteht die Ijaji Higher Secondary School, eine weiterführende Schule für über 2000 Schüler der Klassen neun und zehn. Der Neubau umfasst vier Gebäude mit je vier Klassenräumen, ein Verwaltungsgebäude, eine Bibliothek sowie zwei Latrinen-Einheiten mit jeweils vier Kabinen.
Parallel zum Neubau in Ijaji, für den MfM mit Kosten von rund 350.000 Euro kalkuliert, engagiert sich SgH auch weiter in der MfM-Projektregion Dano, zu der die SgH-Schulen in Kelecha Jibat und Dobi gehören. Dort unterstützt SgH ein integriertes ländliches Entwicklungsprojekt mit Maßnahmen für „Nachhaltige Landwirtschaft“ und „Gesellschaftsentwicklung“.

„Wir sind überwältigt von dem unvergleichlichen Engagement und dem unendlichen Ideenreichtum aller Beteiligten von Sportler gegen Hunger. Es ist unglaublich, wie der kreative Umgang mit der Coronakrise neue Ideen hervorgebracht hat und die Aktionen der Initiative dadurch noch erfolgreicher geworden sind“, teilte MfM-Vorstand Dr. Sebastian Brandis mit. Und er ergänzte: „Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen Sportlern und Unterstützern für ihren großartigen Einsatz und die Leidenschaft, mit der sie unsere Projekte in Äthiopien unterstützen und damit vielen Menschen die Chance auf ein besseres Leben geben.“ In einer MfM-Mitteilung hieß es zudem: „Wir sind gerührt von so viel Engagement und Unterstützung.“ Die Nachrichten aus der SgH-Welt hätten „dem einen oder anderen die Tränen in die Augen getrieben“.