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Damme in Feierlaune: Karneval kurz vor Weihnachten

Zweiter Triumph beim OV-Supercup nach 2006 / Party bis morgens um 7.00 Uhr / Auch Finalist MĂŒhlen genießt „grandiosen Abend“

Von Carsten Boning

Vechta. Als die erste Jubelorgie nach dem finalen Neunmeterschießen ein wenig abgeklungen war, nahm die rot-weiße Spaßgesellschaft vor ihren Fans in Block H Platz. Erschöpft, aber glĂŒcklich – ĂŒberall nur strahlende Gesichter bei den Fußballern von RW Damme und beim Anhang des Bezirksligisten. Alle zusammen schmetterten sie dann voller Inbrunst und Stolz einen Uralt-Klassiker. „In Damme ist heut‘ Karneval“, hallte es durch den Rasta-Dome. Ein paar Minuten spĂ€ter, als die Gesangseinlage der SĂŒdkreisler beendet war, hielten die Dammer dann das Objekt der Begierde in ihren HĂ€nden. Den OV-Supercup 2016, ĂŒber 70 Zentimeter hoch, ein silbernes SchmuckstĂŒck, auf Hochglanz poliert – jeder wollte ihn, Damme bekam ihn.

Durch ein 3:1 im Neunmeterschießen des Finals gegen den StaffelgefĂ€hrten GW MĂŒhlen sicherten sich die Dammer zum zweiten Mal nach 2006 den Sieg beim prestigetrĂ€chtigen Hallenfußballturnier im Rahmen der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“. Zehn Jahre nach dem Premierencoup der drei BrĂ€gelmann-BrĂŒder und ihrer Mitstreiter wie Torsten Kuhlmann oder Daniel bei der Hake stĂŒrmte eine blutjunge RWD-Truppe mit drei A-Jugendlichen sowie den beiden „AltersprĂ€sidenten“ Stefan Segatz und Stephan Tapke-Jost auf den Supercup-Thron.

„Das war ein Riesenerlebnis“, schwĂ€rmte Dammes dreifacher TorschĂŒtze Giorgio Ronzetti, der auch zum besten Spieler des Abends gekĂŒrt wurde: „Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert.“ Und das wurde am Ende krĂ€ftig gefeiert. Erst in Vechta, danach in der „Brennbar“ in Damme, wo die Fans eine Ecke mit diversen Fahnen und Bannern geschmĂŒckt hatten. Der Partymarathon endete morgens um 7.00 Uhr. Zwei Stunden zuvor hatte Betreuer Andreas Richter den Supercup in Sicherheit gebracht. Die feierliche ÜberfĂŒhrung ins RWD-Vereinsheim im Stadion dĂŒrfte in den nĂ€chsten Tagen folgen.

Zum 32. Mal waren die besten Teams aus dem Kreis Vechta zusammengekommen, um am Abend vor Heiligabend ihren Hallenkönig zu ermitteln. Zum vierten Mal fand das Spektakel in der HeimspielstĂ€tte von Basketball-Erstligist Rasta Vechta statt. Die Arena war wieder mit 2310 Fans ausverkauft. Und im Gegensatz zum Vorjahr, als einige stark alkoholisierte Rabauken den Sinn des Benefizturniers torpedierten, blieb diesmal alles im Rahmen. Das Sicherheitskonzept mit PrĂ€ventionsarbeit in den Klubs und erhöhtem Security-Aufkommen war erfolgreich. Der Supercup 2016 war ein farbenfrohes Fußball-Fest.

Beeindruckend einmal mehr die Choreografie des TV Dinklage. FĂŒnf Tage lang hatten zehn Fans um Eike Schulz bis zu zehn Stunden am Tag gebastelt, um analog zu „Asterix erobert Rom“ die Geschichte „Dinklage erobert Dome“ zu erzĂ€hlen. Über den ganzen Block schwebte die Karte des Kreises Vechta, aus den Orten von Damme bis Goldenstedt ragten die Logos der teilnehmenden Klubs heraus. „Wir befinden uns im Jahre 2016 n. Chr. Das ganze Kreis Vechta ist von hochmĂŒtigen Fußball-Vereinen besetzt …. der ganze Kreis?“ Nein, in einem zweiten Bild erobert der TV Dinklage als Asterix die einzelnen Orte mit dem Schild „Hier regiert der TVD“. Alles ist schön zu verfolgen in der Supercup-Fotogalerie auf den Bildern vier und fĂŒnf.

Überall gute Laune. Aus dem roten Oyther Block blinkten die grellen Lichter der roten Brillen hervor, alle MĂŒhlener trugen die Vereinsfarben auf den Wangen und lieferten sich GesĂ€nge mit ihrem Oberrang. Und RW Damme baute in seinem Block mit 96 großen Zerhusen-Karton-Teilen das Vereinslogo auf; fĂŒr den Ehrenvorsitzenden GĂŒnter Zerhusen eine Ehrensache.

Trotz der großartigen UnterstĂŒtzung durch seine Fans war fĂŒr Titelverteidiger Dinklage im Halbfinale Endstation; im Neunmeterschießen mit ÜberlĂ€nge (zwölf SchĂŒtzen) hatte MĂŒhlen die Nase vorn. „Wir haben kein Spiel verloren und werden nur Vierter – so kann’s laufen“, sagte TVD-Coach David Riesner. Er haderte jedoch nur kurz. Auch LigagefĂ€hrte und Mitfavorit VfL Oythe, in den vergangenen neun Jahren dreimal Supercup-Champion, scheiterte an der letzten HĂŒrde vor dem Endspiel. „Das Halbfinale ist unglĂŒcklich gelaufen. Wir haben die ersten Minuten verschlafen, und wir hatten irgendwie zu wenig Mut“, erklĂ€rte Oythes Antreiber Christian kl. Holthaus nach dem 1:2 gegen Damme. Und so gab’s erstmals seit 2009 wieder ein reines Bezirksliga-Finale.

MĂŒhlens Traum vom zweiten Triumph nach 1993 platzte im Neunmeterschießen – so wie vor sechs Jahren gegen Lohne. Die grĂŒn-weiße Trauer machte aber ruck, zuck Platz fĂŒr den Stolz auf das Erreichte. „Der Abend war grandios. Alle haben das genossen, wir Spieler, die Fans. Alle haben das voll mitgelebt“, sagte GWM-Keeper Maurice Planteur, der mit starken Paraden und mutigen AusflĂŒgen als Feldspieler glĂ€nzte. Er wurde von den Trainern und einer NFV-Jury mit großem Abstand zum besten Torwart des Abends gekĂŒrt – so wie 2007, damals noch im Trikot des VfL Oythe. „Unser spĂ€ter Ausgleich gegen Lohne war der SchlĂŒssel, da ist der Funke gleich ĂŒbergesprungen“, erklĂ€rte Planteur mit Blick auf das dritte Vorrundenspiel. Jenes 1:1 von Frank Willenbring eine Sekunde vor dem Schlusspfiff, vom NFV zum Tor des Tages gekĂŒrt, gab MĂŒhlen so richtig Aufwind. Und BW Lohne geriet frĂŒh auf die falsche Bahn. „Das 1:1 war bitter“, gab Lohnes Coach Thomas Schmunkamp zu. Beim 0:3 gegen Oythe agierte der Rekordsieger „total verkrampft“, erst beim 6:1 gegen Falke Steinfeld „war die Lockerheit wieder da“, so der Coach. Es reichte trotzdem nicht fĂŒr den Landesliga-Spitzenreiter, dessen Reserve auch nach Vorrunde ausschied. Thorsten Plogmann, Trainer des Kreisliga-TabellenfĂŒhrers, meinte: „Die Jungs haben es gut gemacht. Wir haben dreimal nicht verloren. Schade, dass es nicht gereicht hat.“

Apropos Unentschieden: Neun Remis, so viele wie noch nie in der langen Turnierhistorie, sorgten fĂŒr einen hohen Spannungspegel, diverse Spiele standen auf Messers Schneide. Technische KabinettstĂŒcke waren jedoch rar gesĂ€t, es regierten Dynamik und Wucht. Und: Ein gewisser Sicherheitsgedanke herrschte vor. Es fielen nur 39 Tore, Negativrekord beim OV-Supercup. Und es gab drei 0:0 (inklusive Finale und ein Halbfinale), so viele wie zuvor in elf Jahren zusammen.

Den Dammern war das alles völlig schnuppe. Keine Sekunde hatten sie zuvor in der Halle trainiert. Ein Coup aus der kalten Hose. Hinfahren, Spaß haben, gewinnen – so wurden schon die DĂ€nen 1992 Europameister. „Dass wir das Ding gewinnen, damit hat wirklich keiner gerechnet. Aber es hat alles super geklappt. Jeder hat super gespielt“, freute sich Giorgio Ronzetti. Und auch er wusste: In Damme ist heut‘ Karneval.

Bild: Jaaaaaaaa!! Baris YĂŒcel verwandelte den finalen Neunmeter. Foto: Schikora