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Das Ritzer bebt: Bobteam fährt zum Weltrekord

Viererbob lässt die Massen in Dinklage toben

Dinklage. Auch am Tag danach war Frank Schlarmann noch völlig euphorisiert. Der Teammanager des WSC Ritzer kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Das war ein überragendes, gelungenes Fest“, frohlockte der Jungspund des Bobteams nach dem Bobrennen am Neujahrstag im Ritzer. Die Dinklager Gaststätte war beim Traditionsevent für „Sportler gegen Hunger“ wieder rappelvoll – und auch davor hatten sich zahlreiche Gäste versammelt, um dem Spektakel beizuwohnen. Sie alle erlebten einen Viererbob in Topform – die Bilanz: Zwei neue Bestzeiten, ein neuer Weltrekord und unzählige Fans, die völlig durchdrehten.

„Da waren wir bei über 200 Dezibel. Die Fenster vom Ritzer sind förmlich rausgeflogen“, beschreibt Frank Schlarmann jenen Moment, in dem er den Weltrekord über die Lautsprecher bekannt gab. Jenen Moment, in dem die friedliche Meute völlig aus dem Häuschen war.
Es hatte sich bereits angedeutet, dass der WSC Ritzer am Neujahrstag kaum zu bremsen war.

Alles stimmte, die Vorbereitung war nicht weniger als optimal. Das stärkende Frühstück bei Claudia und Bäker Kalvelage, der Empfang der Feuerwehr und des Stammtisches bei Nuxoll, die herausragende Suppe bei Fetisch-Jordan – es konnte kaum noch etwas schiefgehen. Und so deuteten auch die ersten beiden Probeläufe auf einen Tag für die Geschichtsbücher hin. Einen großen Beitrag dazu leistete auch Oma Kohorst, die das Bobteam wieder von Station zu Station fuhr. Diesen jahrelangen Einsatz wusste der WSC Ritzer zu belohnen: Oma Kohorst wurde prompt zur Ehrenpräsidentin erkoren und wird zukünftig immer eingeladen sein, auch wenn sie den Bus nicht mehr lenkt. Bis dahin könnte es eventuell aber noch ein wenig dauern: „Ich bin erst 77 – zehn Jahre möchte ich noch fahren“, sagte sie.

Bei Fetisch-Jordan erweiterten das etablierte Boxenluder Heike und das „Überraschungsluder“ Franziska Bornhorst als Ersatz für die urlaubende Kerstin den Trupp. Als das Team beim Ritzer eintraf, wartete die Masse bereits sehnsüchtig. Bürgermeister Frank Bittner hielt die Eröffnungsrede, das Kolpingorchester unter der Leitung von Michael Arlinghaus spielte die Nationalhymne und weitere stimmungsvolle Klassiker – nur einmal wurde es mucksmäuschenstill: Das Bobteam widmete der verstorbenen Wirtin Libeth Thoben eine Schweigeminute. Frank Schlarmann registrierte „Gänsehaut-Feeling. Alle waren sehr gerührt.“
Anschließend wurde es wieder laut, sehr laut sogar. Das Bobteam ging auf Rekordjagd. Die Piloten Speedy, Onkel, Flocke und Bäker fegten nur so durch den imaginären Eiskanal. Bei Flocke, der in diesem Jahr 60 Jahre alt wird, war von Altersschwäche keine Spur. Ohnehin kündigte er für die nächsten Jahre an: „Wir schieben so lange nach, bis wir nicht mehr können.“ Teammanager Frank Schlarmann stachelte das Team und die Fans immer wieder an.

Am Telefon war sein krankgeschriebener Managerkollege Udo Quaschigroch stets zugeschaltet. Was er hörte, konnte ihm nur gefallen: Bestzeit im ersten Lauf, Bestzeit im zweiten Lauf, dazu der Weltrekord. Völlig spurlos ging die Rekordjagd aber nicht am Viererbob vorüber: Speedy spürte nach dem Zeitlupenlauf Wadenkrämpfe, eine leichte Zerrung machte sich bemerkbar. Für ihn ging Wirtschaftsminister Michael, der schon beim Spendensammeln für „Sportler gegen Hunger“ mit den Boxenludern Heike und Franziska einen erstklassigen Job machte, im vierten Lauf an den Start. Leistungsabfall? Fehlanzeige! „Wir sind echt stark besetzt“, merkte Frank Schlarmann an. So stark, dass Teammitglied Stengi seine Kollegen ermutigte: „Lasst uns das bitte noch lange weitermachen.“ Seine Worte sollen erhört werden, darüber waren sich alle Mitglieder schnell einig. Auch nächstes Jahr heißt es wieder: Bahn frei für den Viererbob, Bahn frei für eine neue Rekordjagd.

Bild: Mit Vollgas durch den Kanal: Onkel, Bäker, Speedy und Flocke (von vorne) bahnen sich ihren Weg durchs Ritzer. Foto: Wenzel