Schulbau Start

Die dritte Schule von „Sportler gegen Hunger“ ist fertig

Die von „Higher Secondary School“ im äthiopischen Wore Illu ist bereit fĂĽr 2000 SchĂĽler. Es ist die nunmehr dritte Schule, die zu 100 Prozent mit Spenden der OV/KSB-Aktion finanziert wurde.

Von Carsten Boning

Wore Illu. Die hohen Herren der äthiopischen Regierung waren restlos begeistert, die Mitarbeiter der Stiftung „Menschen für Menschen“ führten voller Stolz über die Anlage und auch die Vertreter der Baufirma strahlten zufrieden. Kurzum: Die Endabnahme der „Wore Illu Higher Secondary School“ im Nordosten Äthiopiens war ein voller Erfolg. Mit anderen Worten: Die dritte Schule, die zu 100 Prozent durch Spendenerlöse der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ finanziert wurde, ist fertig und bereit für den Schulalltag. Das teilte „Menschen für Menschen“, die Stiftung des 2014 verstorbenen Schauspielers Karlheinz Böhm, am Dienstag mit.

Passend zum Weltalphabetisierungstag am 8. September gab die Stiftung, die seit 1984 von SgH bei der Arbeit in Äthiopien unterstützt wird, zudem in einer bundesweiten Pressemitteilung bekannt, dass die komplett von den heimischen Sportlern finanzierte und rund 385.000 Euro teure „HSS“ in Wore Illu die 450. Schule in der knapp 40-jährige Historie von „MfM“ ist. Ein großer Moment für die Stiftung. Sie sprach von „Freude und Ansporn zugleich“ und von einem „Meilenstein in Sachen Schulbildung im ländlichen Äthiopien“.

Auf dem schwer zugänglichen Hochplateau-Gelände – die Region Wore Illu liegt zwischen 2100 und 3400 Metern Höhe sowie 300 Kilometer nordöstlich von Addis Abeba – entstand ein Neubau mit vier Klassenraumblöcken für jeweils vier Klassen, einem Verwaltungsblock, einer Bibliothek sowie zwei Toilettenhäuschen mit je vier Kabinen. Die Klassenzimmer für die rund 2000 Schüler sind bereits möbliert, die Bibliothek ist mit Referenzbüchern ausgestattet.

„FĂĽr Millionen von Kindern und Jugendlichen ist der Zugang zu einem hellen, stabilen und sauberen Schulgebäude keine Selbstverständlichkeit.“
Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung „Menschen fĂĽr Menschen“.

Die feierliche Eröffnung steht noch bevor. Sobald es die landesweiten Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie wieder zulassen, werden alle Schülerinnen und Schüler aus den 19 umliegenden Higher Primary Schools, die das Examen zum Ende der 8. Klasse bestanden haben, die neue weiterführende Schule besuchen. MfM rechnet für Ende September, Anfang Oktober mit der Rückkehr der ersten Schüler in die hellen und gut ausgestatteten Klassenräume.

Mit dem Bestehen des Staatsexamens nach der 10. Klasse können sich die Jugendlichen für die zweijährige Oberstufe oder für eine Berufsausbildung entscheiden. „Damit legen sie den Grundstein für ein besseres Leben als das ihrer Eltern, die selbst oft keinen Zugang zu guter Schulbildung hatten“, teilte MfM mit. Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung, erklärte mit Blick auf die Lage in Äthiopien: „Für Millionen von Kindern und Jugendlichen ist der Zugang zu einem hellen, stabilen und sauberen Schulgebäude keine Selbstverständlichkeit.“

Auch die Wore Illu Higher Secondary School im gleichnamigen Projektgebiet bestand bislang aus wenig funktionalen und schlecht erhaltenen bis hin zu baufälligen Gebäuden aus Wellblech. Dadurch war es in den Klassenräumen morgens sehr kalt und ab Mittag sehr heiß. Die Böden waren aufgebrochen und staubig, Sandflöhe inklusive; zudem reichte die Kapazität nicht aus.

„Gerade in den weiterführenden Schulen, die wir verstärkt errichten, ist es so wichtig, dass kontinuierliches, motiviertes Lernen ermöglicht wird. Das ist eine entscheidende Voraussetzung, um später die dringend benötigten Fachkräfte ausbilden zu können“, betonte Sebastian Brandis. Schulbildung sei einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Entwicklung Äthiopiens – und nach wie vor sei der Nachholbedarf riesengroß.

In dem arg gebeutelten Land, das sich wegen der Corona-Pandemie, einer starken Regenzeit mit gewaltigen Aus- und Überschwemmungen sowie einer Heuschreckenplage einmal mehr in einer äußerst prekären Lage befindet, kann rund die Hälfte der Bevölkerung über 14 Jahre weder lesen noch schreiben oder richtig rechnen. Die Alphabetisierungsrate ist zudem auf dem Land nur etwa halb so hoch wie in den Städten. Für Äthiopien, das nach MfM-Angaben an der Schwelle zu einer rasanten Industrialisierung steht, ist ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die Folge. Mit modernen und gut ausgestatteten Lehranstalten auf dem Land versucht die Böhm-Stiftung die Bildung in der Breite zu fördern. Und „SgH“ hilft dabei.

SgH Schulen:
– Seit dem Winter 2014/15 flieĂźen Erlöse der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ zweckgebunden in Schulbauten in Ă„thiopien. „Menschen fĂĽr Menschen“ hat dafĂĽr bislang 1.096.000 Euro von SgH erhalten.
– Kelecha Jibat: Die erste Schule, die zu 100 Prozent durch SgH-Spendenerlöse finanziert wurde, war die Higher Primary School in Kelecha Jibat. Die Schule fĂĽr 1330 SchĂĽler kostete knapp 260.000 Euro und wurde Ende November 2017 feierlich eingeweiht.
– Dobi: Die Erlöse der SgH-Winter 16/17 und 17/18 flossen in die zweite SgH-Schule – in die Higher Primary School in Dobi. Der Ort Dobi liegt wie Kelecha Jibat im MfM-Projektgebiet Dano. Die Schule fĂĽr 1000 Kinder besteht aus zwölf Klassenräumen, sie kostete 220 000 Euro und wurde im Juni 2019 eröffnet.
– Wore Illu: Im Nordosten Ă„thiopiens ist nun die dritte SgH-Schule entstanden. Der Neubau der Wore Illu Higher Secondary School fĂĽr rund 2000 SchĂĽler der 9. und 10. Klassen war ein GroĂźprojekt. Es besteht aus vier Gebäuden fĂĽr je vier Klassen, einer Verwaltung, einer Bibliothek und zwei Sanitärhäusern. Die Kosten belaufen sich auf 385.000 Euro, die Schule ist komplett finanziert.
– Ijaji: Im Bezirk Illu Gelan, der 200 km westlich von Addis Abeba liegt und an die Region Dano grenzt, entsteht die Ijaji Higher Secondary School fĂĽr ebenfalls ĂĽber 2000 SchĂĽler der 9. und 10. Klassen. Baubeginn war Ende 2019, es wird mit Kosten von 350.000 Euro kalkuliert.

Bild: Für die Zukunft gerüstet: Die neue „Wore Illu Higher Secondary School“, massiv aus Stein gebaut, ersetzt die alten Wellblechgebäude. Foto: MfM