Schulbau Start

Die erste Schule wächst – die zweite kommt

„Sportler gegen Hunger“: SgH-Schule in Kelecha Jibat ist zu 45 Prozent fertig / Neues Projekt in Dobi startet 2017

Von Franz-Josef Schlömer

Vechta. Die Wände stehen, das Dach ist drauf: Die erste Schule von „Sportler gegen Hunger“ in dem äthiopischen Ort Kelecha Jibat wächst rasant in die Höhe. Vor einem Jahr begannen die Bodenarbeiten, kurz vor dem heutigen Start in die 33. Auflage der OV/KSB-Aktion sind 45 Prozent der Bauarbeiten erledigt.

Das gesamte Schulprojekt, das für 1500 Kinder angelegt ist, besteht aus vier Gebäudekomplexen mit jeweils vier Klassenräumen, dazu zwei Sanitärgebäude und ein Verwaltungstrakt. Die SgH-Schule wurde mit reinen Baukosten von rund 245 000 Euro veranschlagt, dazu kommen diverse Kosten für Inneneinrichtungen. Die detaillierte Abrechnung mit den exakten Kosten erhalten die SgH-Organisatoren nach Fertigstellung der Schule, die nach kleineren Verzögerungen jetzt im Frühjahr 2017 angepeilt wird.

Die Higher Primary School in Kelecha Jibat wird über die Karlheinz-Böhm-Stiftung „Menschen für Menschen“ (MfM) gebaut und ist schon zu 100 Prozent von „Sportler gegen Hunger“ finanziert; aus den beiden vergangenen SgH-Aktionen sind insgesamt 332.000 Euro zweckgebunden für diesen Schulbau überwiesen worden.

Und es geht weiter: Die OV/ KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ plant den nächsten Schulbau in Äthiopien. Als Startkapital dient die Summe, die nach der Schlussrechnung vom Schulbau in Kelecha Jibat übrig bleibt. Dazu fließen Spenden aus den kommenden SgH-Aktionen in den zweiten Schulbau. Über die Böhm-Stiftung, die in 35 Jahren mittlerweile 409 Schulen in Äthiopien gebaut hat, wurde gestern der neue Standort festgelegt: Die zweite SgH-Schule entsteht in dem Ort Dobi, der wie Kelecha Jibat in der Region Dano liegt. Aktuell besuchen 1004 Kinder die Schule in Dobi. Gebaut wird ab 2017 nach dem gleichen Muster, die Schule selbst ist aufgrund der Schülerzahl aber einen Klassenraumblock kleiner.

Die Hochplateau-Region Dano befindet sich etwa 200 Kilometer westlich von der Hauptstadt Addis Abeba, auf der entlegenen Fläche von 695 Quadratkilometern wohnen rund 105.000 Menschen. Seit 2013 arbeitet „Menschen für Menschen“ in der Projektregion Dano.

Der Bau einer Schule entspricht exakt jenen Idealen, denen sich „Sportler gegen Hunger“ seit über drei Jahrzehnten verpflichtet fühlt. „Nur wer Lesen und Schreiben gelernt hat, kann sich aus eigener Kraft aus der Armut befreien“, sagte einst der charismatische Schauspieler und Stiftungsgründer Karlheinz Böhm, der selbst viermal im Kreis Vechta weilte und dort über seine Arbeit in Äthiopien berichtete, ja sogar an SgH-Veranstaltungen teilnahm.

Unter welchen katastrophalen Bedingungen die Schüler bislang lernen müssen, erlebte OV-Reporter Volker Kläne vor exakt zwei Jahren bei seinem Besuch in Kelecha Jibat. Selbst mit einem Geländewagen war es schwer, diesen abgelegenen Ort über steinige und löchrige Pfade zu erreichen. Aus eigener Kraft halten die überwiegend von Viehzucht und Ackerbau lebenden Einwohner den Betrieb ihrer Schule aufrecht. Die Gebäude sind aus Lehm und Holz gebaut, ein leichtes Opfer von Termiten. Immer wieder müssen zerfallene Häuser abgerissen und neue gebaut werden – ein Fass ohne Boden.

Dunkle, stickige und überfüllte Klassenräume. Zeitweise unterrichten die Lehrer bis zu 150 Schüler in einem notdürftig zusammengeflickten Verschlag aus Holz und Wellblechplatten. Kein Wasser, nur zwei verkümmerte Latrinen – die hygienischen Bedingungen besorgniserregend. Es drohen Krankheiten, die mangels medizinischer Versorgung tödlich enden können.

In Kelecha Jibat steht dank „Sportler gegen Hunger“ der Aufbruch in eine neue „Schulzeit“ unmittelbar bevor. SgH-Vertreter werden bei Gelegenheit auf eigene Kosten das Projekt besuchen und sich vom effektiven Einsatz der SgH-Spenden überzeugen. Und in Dobi warten weitere 1004 Kinder auf ihre neue Schule.

Bild: Stabile Zukunft: Der Bau der SgH-Schule in Kelecha Jibat schreitet voran, jetzt geht’s vor allem mit den Innenarbeiten weiter. Dieses Foto eines Klassenraumblocks entstand Ende Oktober. Foto: MfM/Schwarz