Schulbau Start

„Diese ganz tiefe Dankbarkeit haben wir überall gespürt“

Bakums Ehrenvorsitzender Bernd Arkenstette ist beeindruckt von den Menschen und der Projektarbeit in Äthiopien

Von Volker Kläne

Kelecha Jibat. Der Ehrenvorsitzende des SC Bakum setzt sich seit drei Jahrzehnten für „Sportler gegen Hunger“ ein. Er organisiert mit einem Team seit 1989 von Beginn an das große Vereinsturnier, das längst zum Wintervolksfest mit großer Show und riesiger Tombola gewachsen ist. In Äthiopien hat er nun erstmals mit eigenen Augen gesehen, wofür die Spenden von „Sportler gegen Hunger“ eingesetzt werden. Seine Eindrücke schildert der 65-jährige Bernd Arkenstette im Interview.

Was geht dir nach allem, was du in dieser Woche gesehen hast, als Erstes durch den Kopf?
Zunächst muss man sagen: Der Einsatz für SgH lohnt sich. Das Überwältigendste für mich waren der Empfang und die Einweihung der Schule. Ich hätte mir es in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt, dass es so ein unglaubliches Event wird . . .

. . . es schienen ja wirklich alle gekommen zu sein . . .
Das ganze Dorf war auf den Beinen. Das hatte Volksfestcharakter. Die unzähligen Kinder, dieses „Hello!“ und „Welcome!“, das war gewaltig. Und ich hatte mir nicht vorgestellt, dass es so abgelegen ist. Man fährt ewig weit in die Berge auf alten Schotterstraßen mit unzähligen Schlaglöchern. Aber diese riesige Zahl von jungen Männern, Frauen und Kindern: Insbesondere so ein Projektgebiet hatte ich mir dünn besiedelter vorgestellt.

Welchen Eindruck hast du von dem Leben der Menschen bekommen?
Man hat gesehen, wie schwer es die Leute haben, was für riesige Mengen an Brennholz Frauen tragen müssen. Und wie junge Mädchen, die kaum zwölf Jahre alt sind, Wasser in 20-Liter-Kanistern schleppen. Das ist schon bedrückend. Aber auf der anderen Seite wird man immer angestrahlt. Die Menschen wirken zufrieden mit dem Wenigen, das sie haben.

Wie siehst du die Hilfe von „Menschen für Menschen“ jetzt nach deinem Besuch in dem Projektgebiet Dano?
Ich habe den Eindruck, dass MfM an den richtigen Stellen anpackt. Es werden Schulen gebaut, Bildung ist das A und O. Und der Bau von Brunnen ist wichtig, damit die Menschen sauberes Wasser haben. Das Beeindruckende ist, dass sie dafür acht bis 20 Meter tief graben müssen. Daran sieht man auch, dass ihnen wirklich nichts geschenkt wird . . .

. . . dass sie sich aber dennoch weiterentwickeln dank der Anstöße von Menschen für Menschen, zum Beispiel in der Landwirtschaft . . .
Es wird jetzt viel Verschiedenes angebaut und nicht mehr so einseitig. Neben Getreide und Mais werden auch Kaffee, Kohl, Tomaten und Gemüse angebaut. Es ist auch wichtig, dass die Produkte danach weiterverarbeitet und verkauft werden. Was MfM auch macht, ist eine gewisse Steuerung der Familienplanung. Das Bevölkerungswachstum ist so rasant. Es gibt Familien mit 13, 14 Kindern. Es ist wichtig, dass die Menschen über Verhütung aufgeklärt werden. Auf Dauer kann ein Land wie Äthiopien eine solch steigende Zahl von Menschen nicht ernähren.

Kelecha Jibat ist auch ein kinderreiches Dorf wie so viele Dörfer in Äthiopien. Wie sind dir die Kinder begegnet?
Freundlich, neugierig und dankbar. Diese ganz tiefe Dankbarkeit haben wir überall gespürt, auch bei den älteren Leuten.

War das vielleicht im eigenen Empfinden auch etwas unangenehm, ein bisschen zu viel?
Es war in gewissen Situationen schon ein bisschen unangenehm, wie Staatsgäste empfangen zu werden, weil wir ja nur einen kleinen Beitrag leisten. Wir sind wenige von unzähligen Unterstützern von Sportler gegen Hunger. Wir haben die Schule ja nicht allein finanziert. Das wurde aber auch gesagt, dass wir nur Vertreter einer großen Bewegung sind. Schade, dass es nicht alle erleben konnten.

Du hast auf dem Schulgelände neben den neuen auch die alten Gebäude gesehen . . .
Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Allein, dass Schüler von Zeit zu Zeit den Fußboden erneuern mussten, um nicht von den Sandflöhen belästigt zu werden. Und wie dunkel die Räume waren. Eine Verbesserung ist jetzt auch die längere Lebensdauer im Vergleich zu den Lehmhütten.

Was nimmst du mit in die neue SgH-Saison?
Jetzt habe ich auch in natura gesehen, dass die Hilfe ankommt. MfM ist hier in der Bevölkerung offensichtlich anerkannt. Auf der einen Seite sind die Verhältnisse schon bedrückend, aber das Leben wird durch diese Maßnahmen auf Dauer verbessert.

Bild: Zurück auf der Schulbank: Bernd Arkenstette (Mitte rechts) und Willi Hoping, der Vorsitzende des SC Bakum, mischen sich an einem Zweiertisch der neuen Higher Primary School unter die Schüler. Foto: Kläne