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Fliegende Pömpel, zwei Könige und ein Walzer-Finale

Großartige „Wetten, dass…?“-Show sorgt im Rahmen der 33. Langfördener Ortsmeisterschaft für „Sportler gegen Hunger“ für Begeisterung

Von Carsten Boning

Langförden. Als am Sonntagabend um 18.25 Uhr ein letztes Mal die legendäre Musik von „Wetten, dass…?“ aus den Boxen dröhnte, strahlten in der Langfördener Sporthalle alle um die Wette. Die Kandidaten, die Paten, die Jury-Mitglieder, die Organisatoren, die Zuschauer auf der prall gefüllten Tribüne – überall nur glückliche Gesichter. Was für eine Show! Was für ein Spektakel! Das Comeback von „Wetten, dass…?“, auf die Beine gestellt anlässlich der 33. Langfördener Ortsmeisterschaft für die OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“, war ein Highlight in der langen SgH-Historie. Knapp zwei Stunden gab’s allerbeste Unterhaltung. Die Zeit verging wie im Fluge – so wie früher beim Original im ZDF.

Vier Jahre und einen Monat nach der letzten TV-Show aus Nürnberg hauchten die Langfördener dem Klassiker neues Leben ein. Und es begann emotional: Auf der XXL-Leinwand zeigte das Orga-Team, wie Karlheinz Böhm im Mai 1981 in der dritten Sendung in Wien wettete, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark für die Sahelzone spenden würde – es war die Geburtsstunde der Stiftung „Menschen für Menschen“, deren Arbeit in Äthiopien seit 1984 von SgH unterstützt wird. Und dann ging’s richtig los: Bühne frei für die kreativen Langfördener.

Michael Moormann, Calveslages Antwort auf Thomas Gottschalk, holte als Moderator zunächst die Paten für die sieben Wetten der Ortschaften auf die Bühne. Es waren Erdbeerkönigin Laura Stukenborg, Präsidenten-Gattin Lenchen Moormann, Vereinswirtin Reinhild Blömer, Ortsbürgermeister Josef Kläne, der langjährige OV-Sportchef Franz-Josef Schlömer, Bakums SgH-Duo Bernd Arkenstette und Willi Hoping sowie Roberto Matzk, vor einem Jahr Sieger der SgH-Show „Stärkster Kerl 2018“. Kurze Anmerkung noch zum Outfit von „Mimo“ Gottschalk: Das Gerücht, es handele sich bei dem Anzug um ein Kostüm für den nächsten Karneval, wurde mit Nachdruck dementiert. Die Leihgabe eines Calveslagers sei vielmehr extra für eine schottische Hochzeit gekauft worden.

Das wäre also auch geklärt. Los ging es mit der Saalwette. Langförden-Nord bekam die Aufgabe, zehn Paare in festlicher Kleidung zu organisieren, die am Ende der Show einen Wiener Walzer tanzen. Dazu später mehr.

Wette Nummer eins gehörte acht Herren aus Spreda: Sie behaupteten, binnen vier Minuten eine Kiste Bier leeren zu können. Top, die Wette gilt! Zu den Torfrock-Klängen von „Beinhart wie ein Rocker“ schritt der Spreda-Achter zur Tat und war nach 3:38 Minuten fertig. Wette gewonnen. Es folgte Kronkorken-Sammler Uwe Büssing aus Calveslage. Er wettete, 888 Biersorten nur anhand des Kronkorken-Logos erkennen zu können. Gaffel Kölsch, Rosenbrauerei Pößneck, Astra, Stieglbrauerei Salzburg, Störtebeker Braumanufaktur, Allersheimer und und und – ein Volltreffer nach dem anderen, neun insgesamt. Wette gewonnen, Jubel auf der Tribüne. Die dritte Wette war sportlicher Natur. Andre Berger aus Berg᠆strup wettete, binnen drei Minuten mehr Salti auf dem Trampolin zu schaffen als fünf 3. Herren-Spieler im gleichen Zeitraum Biergläser leeren können. Bergers Flugshow war top: Er schaffte 37 Salti, die Fußballer „nur“ 23 Gläser (0,2 l).

Es folgte eine kostümierte Crew aus Hagstedt: Jannik Döller, Philipp Osterloh, Thorsten Rachel, Michael Meyer und Thomas Siemer präsentierten Tänze. Aber nur sie hörten die Musik – und die Zuschauer mussten vier von sechs Songs erraten. Top, die Wette gilt! Bei „Und morgen früh küss ich dich wach“ von Helene Fischer ging es noch schief, aber dann flutschte es. „Eye of the Tiger“, „Who let the dogs out“, „I’m too sexy“ und „Single Ladies“ – vier Treffer in Folge.

Um andere Treffer drehte sich Wette Nummer fünf aus Holtrup. Andre Borchers warf handelsübliche Abflusspömpel auf die nackten Rücken seiner sieben Mitstreiter – das gab’s beim „Wetten, dass…?“-Original auch mal im Oktober 2007. Über elf Jahre später sollten binnen 2:30 Minuten sieben Pömpel haften bleiben. Es klappte nicht, es blieb bei zwei Treffern. Großen Applaus gab’s trotzdem – und ein Video vom stundenlangen Training im Schützenhaus diente als Beweis, dass es doch möglich ist. Wettpate Josef Kläne lag mit seinem Tipp („Er packt das“) daneben und bekam als Wetteinsatz in der Kinderschmink-Ecke in der kleinen Halle ein Einhornmotiv verpasst. Dort hatte er übrigens beste Sicht auf den Roggenkissen-Stand von Jette Möhl᠆mann (10), die sagenhafte 738 Euro einnahm und die Summe komplett an SgH spendete.
Zurück in der großen Halle: Dort hieß es dann Vorhang auf für das menschliche WM-Lexikon.

Werner „Haschi“ Kreinest, Kandidat für Deindrup, wettete, von allen Fußball-Weltmeisterschaften (1930 – 2018) die wichtigsten Fakten zu kennen – also Ausrichter, Finale mit Ergebnis, Torschützenkönig mit Anzahl der Treffer und das deutsche Abschneiden. 1950, 1966, 1982 und 1990 – „Haschi“ wusste alles und glänzte mit so viel Wissen, dass sein alter Lehrer süffisant anmerkte, der Kandidat habe bereits als Kind so viel geredet.

Die letzte Solo-Wette gehörte Langförden-Ort und drehte sich um Basketball. Malte Schlömer wollte von der Mittellinie in den Korb treffen, und das mit dem Rücken zum Korb stehend. Zwei von 15 war seine Vorgabe. Es klappte nicht: null Treffer. Morgens um 8.30 Uhr hatte er letztmals trainiert, und nach einer ersten „0 von 30“-Serie traf er tatsächlich vier von sechs. Es half aber nichts. Als kleine Entschädigung tanzte er zusammen mit den „Flames“, den Cheerleadern der Artland Dragons, noch den Michael-Jackson-Hit „Thriller“.

Apropos Tanz: Die Auflösung der Saalwette stand ja noch aus. Langförden-Nord mobilisierte 14 Paare in festlicher Kleidung, die vor großer Kulisse einen Walzer tanzten. Auch die Wettpaten ließen sich anstecken: Roberto Matzk tanzte mit der Erdbeerkönigin, Bernd Arkenstette mit Lenchen Moormann, Josef Kläne mit Reinhild Blömer – ein schönes Bild zum Abschluss. Nebenbei wurde noch schnell der Wettkönig gekürt. Die Abstimmung der Jury ergab zwei Sieger: Uwe Büssing und „Haschi“ Kreinest. Klar war allerdings auch: Diese Show war ein Gewinn für alle Langfördener – und für SgH.

Bild: Erst Basketball, dann „Thriller“: Malte Schlömer glänzte als Michael Jackson, unterstützt von den Cheerleadern der Dragons. Foto: Schikora