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Lohner Glücksgefühle nach einer langen Leidenszeit

Nachlese zum 35. OV-Supercup: Nach der vierten Finalniederlage in Serie kürt Mühlens Coach Soremba seine Crew zum „Sieger der Herzen“

Von Carsten Boning

Vechta. Als die Leidenszeit endlich beendet und der ersehnte Triumph perfekt war, holte die blau-weiße Partygesellschaft in Block D noch ein XXL-Banner raus. Knapp fünf Stunden war’s gut verstaut, nun war die Zeit reif für das mitgebrachte Plakat. „Supercup-Sieger wünscht frohe Weihnachten“, lautete die Aufschrift. Das Wort „Sieger“ in leuchtend-grün, der Rest weiß auf blau. Oh ja, BW Lohne war bestens vorbereitet. Angereist mit dem festen Glauben an den 14. Triumph beim OV-Supercup, kannte der Jubel keine Grenzen mehr, als es mit der Umsetzung tatsächlich geklappt hatte.

Kein Zweifel: Die Fußballer von BW Lohne hatten am Freitagabend dem 35. OV-Supercup im Rasta-Dome in Vechta ihren Stempel aufgedrückt. Der Spitzenreiter der Landesliga war ein würdiger Champion. „Ich glaub‘, die fußballerisch beste Mannschaft hat sich durchgesetzt“, erklärte Lohnes Trainer Henning Rießelmann am Tag nach dem 2:1-Finalsieg gegen den Liga-Gefährten GW Mühlen. Und der 37-jährige Coach, als Spieler 2006 Torschützenkönig beim Budenzauber für „Sportler gegen Hunger“, ergänzte: „Wir wollten das Ding unbedingt gewinnen, darauf haben wir uns auch eingeschworen. Und die Jungs haben das super umgesetzt.“

Letztmals hatte BWL den OV-Supercup für SgH im Dezember 2010 gewonnen. Damals noch in der Gymnasiumhalle in Lohne. Der Trainer hieß Tom Kissner, und zu den Matchwinnern im Finale gehörten Rene Hemker, Julius Liegmann und Kevin Tanke. Danach verlor BWL zwei Endspiele, zweimal kam das Aus in der Vorrunde, viermal im Halbfinale. Die neue BWL-Generation überzeugte mit physischer Stärke und individueller Klasse. „In der Halle brauchst du einfach Typen, die starke Einzelaktionen starten können. Und die hatten wir“, sagte Rießelmann. Eine Anspielung auf Andrej Homer und Kai Westerhoff, die sich mit jeweils vier Treffern den Titel des Torschützenkönigs teilten. Ihr Teamkollege Aaron Goldmann erzielte ebenso drei Tore wie Holdorfs Roman Aumann und Osterfeines Christian Schiffbänker. Lohne blieb auch bei Rückständen ruhig. Im Halbfinale gegen Holdorf (4:2) sowie im Finale gegen Mühlen lag BWL mit 0:1 zurück, ohne in Panik zu geraten. „Diese Willensstärke brauchen wir auch in der Rückserie“, sagte Rießelmann mit Blick auf das Titelrennen und die Oberliga-Ambitionen.

Zum besten Spieler des OV-Supercups 2019 wurde Andrej Homer gekürt. Bei der Abstimmung der acht Trainer, der OV-Sportredaktion und der NFV-Jury mit Kreischef Martin Fischer an der Spitze erhielt der BWL-Offensivspieler acht von zehn Stimmen. Auf exakt das gleiche Ergebnis kam Dinklages junger Keeper Jan Rohe, der zum besten Torwart des Turniers gekürt wurde. Selten waren die Wahlergebnisse so eindeutig wie in diesem Jahr. Rohe glänzte übrigens auch im Spiel nach vorne. In der Gruppenphase bereitete er ein Tor per Solo und Querpass mustergültig vor.

Und im Halbfinale gegen Mühlen, das Titelverteidiger TV Dinklage mit 1:2 verlor, traf er zum 1:0. Rohe war aber nicht der einzige Keeper, der auch als Torschütze in Erscheinung trat. Mühlens Torwart Maurice Planteur schlenzte im Vorrundenderby gegen Falke Steinfeld (2:0) den Ball aus relativ großer Entfernung genau in den Winkel – ein Treffer, der von der NFV-Jury zum „Tor des Tages“ gekürt wurde. Gerne hätte Planteur bei der Siegerehrung eine andere Trophäe in Empfang genommen, doch der Mühlener Traum vom zweiten OV-Supercup-Titel nach 1993 platzte erneut.

So wie 2010 im Finale gegen Lohne. So wie 2016 im Finale gegen Damme. So wie vor einem Jahr im Finale gegen den TVD. „Die Jungs sind natürlich enttäuscht“, sagte Trainer Ingo Soremba und kürte seine Crew zum „Sieger der Herzen“. Angeführt von den starken Tom Ungemach, Markus Stukenborg und Planteur hatte GWM einen Fehlstart ins Turnier (0:1 gegen Amasyaspor Lohne) korrigiert und sich bis ins Endspiel vorgearbeitet. „Die Zuschauer haben uns getragen“, bedankte sich Soremba bei der grün-weißen Fanschar, die eine tolle Choreografie auf die Beine gestellt hatte, und hielt danach noch ein Plädoyer für das SgH-Event: „Die Atmosphäre in der Halle war großartig. Ein super Abend. Diese Gänsehaut, die man als Spieler oder Trainer hat, kann man nicht beschreiben, die muss man erlebt haben. Für uns als Verein ist der OV-Supercup unheimlich wichtig, er stärkt das Gefühl der Gemeinschaft.“

Auch Rastas BBL-Profis Philipp Herkenhoff und Luc van Slooten sowie Co-Trainer Derrick Allen hatten sich für einige Partien unter das Fußball-Volk gemischt und waren von der Champions League des Heimatfußballs angetan. Zum siebten Mal war der Rasta-Dome mit 2310 Zuschauern restlos ausverkauft – und die Fans in den acht Vereinsblöcken gaben wieder alles. Es war erneut ein farbenfrohes, stimmungsvolles Fußball-Fest, ein schöner Abschluss des Jahres. „Einfach klasse“, meinte Jürgen Hörstmann. Der Vorsitzende des TV Dinklage und des Kreissportbundes Vechta sicherte sich unterdessen in seinem Weihnachtspulli à la 1. FC Köln den Titel „Outfit des Abends“. Der beste Trommler saß indes im Block von Amasyaspor Lohne. Der Kreisliga-Spitzenreiter feierte sein Rasta-Dome-Debüt und mischte gut mit. „Es hat riesig Spaß gemacht“, so Amasyaspor-Motor Norbert Vornhagen. Erfreulich: Auf den Rängen im Dome lief alles reibungslos ab, und auf dem Feld gab es keine Verletzten. Die MHD-Bilanz des Abends: drei Pflaster, sonst nix.

Für eine schöne Geste sorgten die Trainer der acht Teams. Auf Initiative von Christian Bokern aus dem Trainerstab des TVD sammelten sie mit Spendenbüchsen für SgH – erst in ihren Mannschaften und danach in den Vereinsblöcken. Oythes Coach Raphael Dornieden, dessen Team trotz guter Chancen in der Vorrunde sieglos blieb, berichtete von einer netten Anekdote: „Kurz vor dem Ende des Finals kamen zwei Jungs, ich glaub‘ aus Osterfeine, zu mir und fragten, was das für eine Box ist. Ich hab’s ihnen erzählt und gesagt, dass das für SgH und für eine Schule in Äthiopien ist. Da holte einer der beiden seine letzten 70, 80 Cent aus der Tasche und steckte sie in die Dose.“ Insgesamt kamen bei dieser Sonderaktion 1833,53 Euro zusammen. Der Gesamterlös wird in diesen Tagen ermittelt. Klar ist bereits: Neben BW Lohne hatte der OV-Supercup 2019 noch einen weiteren großen Gewinner – SgH.

Bild: OV-Supercup-Sieger 2019: Lohnes Landesliga-Fußballer feiern ihren Triumph im Rasta-Dome. Foto: Schikora