Schulbau

SchĂŒler arbeiten an einer besseren Zukunft

Pause in Kelecha Jibat: Jungen und MÀdchen sitzen vor den Klassenzimmern, die zusehends zerfallen. Foto: KlÀne

Bokona,Twabu und Almaz: Drei Jugendliche aus Kelecha Jibat berichten von ihrem Leben und ihren TrÀumen

Von Volker KlÀne

Kelecha Jibat. „Ich bin mit acht zur Schule gekommen“, sagt Bokona Bedane. Jetzt ist er 13 und geht erst in die dritte Klasse an der Schule in Kelecha Jibat. Es liegt nicht etwa daran, dass er im Unterricht nicht mitkommt. Bokona berichtet, seine Schulzeit habe er zweimal unterbrechen mĂŒssen, weil seine Eltern ihn bei der Feldarbeit brauchten. Wie die meisten Menschen in der Gegend lebt Bokonas Familie von Ackerbau und Viehzucht.

Der Junge ist froh, dass er seit einem Jahr ohne Unterbrechung die Schule besucht. Auch wenn die Bedingungen alles andere als gut sind. An der Primary School mangelt es an KlassenrĂ€umen. Die GebĂ€ude zerfallen zusehends. Es gibt nur zwei verkĂŒmmerte Latrinen fĂŒr alle SchĂŒler und Lehrer. Die OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ will helfen und die Schule neu bauen (siehe Fakten).

Bokona ist einer von 1502 SchĂŒlern, die auf ein besseres Leben hoffen, weil sie die Chance auf Bildung haben. Englisch ist sein Lieblingsfach. Aber eigentlich möge er alle FĂ€cher, sagt er. Bokona sitzt in einer Klasse mit 83 SchĂŒlern. Er passe immer auf, es gebe nie Ärger in der Schule, behauptet er. Zumindest das mit dem Ärger relativiert er selbst. Die Älteren schubsten die Kleineren schon ab und zu, wenn sie nicht machten, was man ihnen sage, gesteht Bokona. Er will Arzt werden, sagt er zunĂ€chst und fĂŒgt dann an, dass er im Grunde genommen alles akzeptiere, solange der Beruf anerkannt sei.

Auch die 14 Jahre alte Twabu Deme hat solche TrĂ€ume. Sie wolle in einer Bank arbeiten, sagt sie. Am liebsten lerne sie Oromifa, ihreMuttersprache. Aber auch Mathe ist anscheinend ihr Ding. Sie geht in die fĂŒnfte Klasse. Vier Geschwister hat sie, alle besuchen die Schule, sagt Twabu. Sie sei die Ă€lteste und mĂŒsse oft zu Hause helfen, zum Beispiel Feuerholz sammeln und Wasser holen. Dass sie daheim mit anpacken mĂŒssen, berichten alle SchĂŒler. Sie legen zum Teil lange FußmĂ€rsche zurĂŒck, um zum Unterricht zu kommen. Dann klemmen sie sich ihre Hefte unter den Arm und marschieren los. In den Projektgebieten von „Menschen fĂŒr Menschen“ sieht man jeden Morgen tausende von SchĂŒlern, die zu Fuß auf dem Weg sind. So etwas wie Schulbusse gibt es nicht.

Dass es nach dem langen Gang nicht einmal Wasser zum Trinken an der Schule gibt, bemĂ€ngelt Almaz Direba. Sie ist 13 und besucht die vierte Klasse. Almaz hat fĂŒnf BrĂŒder und fĂŒnf Schwestern. Sie will Ärztin werden, sagt sie. Das ist ein typischer Berufswunsch. Die Kinder in den lĂ€ndlichen Gegenden kennen nicht viele verschiedene Jobs, weil es sie schlicht nicht gibt. Vielleicht Ă€ndert sich das eines Tages durch kommende Generationen, fĂŒr die Schule zur SelbstverstĂ€ndlichkeit wird – wie fĂŒr die Kinder in Kelecha Jibat.

FAKTEN
– „Sportler gegen Hunger“ baut ĂŒber die Stiftung „Menschen fĂŒr Menschen“ erstmals eine eigene Schule in Äthiopien: Aus den SgH-Erlösen 2015 und 2016 fließen Spenden zweckgebunden in den Neubau der Schule in Kelecha Jibat.
– Der gesamte Komplex fĂŒr 1500 SchĂŒler wird mit Kosten von 246 000 Euro veranschlagt; der Bau der SgH-Schule beginnt Mitte 2015 und soll 2016 fertig sein. Vier GebĂ€ude mit je vier KlassenrĂ€umen entstehen. Sie werden eine bessere Substanz haben und sollen laut MfM 50 Jahre halten.
– MfM ĂŒbergibt die Schule dann an die lokalen Behörden. Das Ă€thiopische Bildungsministerium stellt die Lehrer und trĂ€gt die laufenden Kosten. Mitarbeiter von MfM kontrollieren regelmĂ€ĂŸig den Zustand der Schule.

Bild: Pause in Kelecha Jibat: Jungen und MÀdchen sitzen vor den Klassenzimmern, die zusehends zerfallen. Foto: KlÀne