Schulbau Start

„SgH“ lässt nicht locker und baut eine vierte Schule

Wore Illu Higher Secondary School bereits zu über 43 Prozent fertig und komplett finanziert / In Ijaji entsteht der nächste Neubau

Von Carsten Boning

Vechta. Es geht voran. Stein für Stein. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Wore Illu Higher Secondary School nimmt konkrete Formen an. Der Neubau, der komplett durch Spendenerlöse der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ finanziert wird, ist bereits zu über 43 Prozent fertig. Das teilte die Stiftung „Menschen für Menschen“, die seit 1984 von SgH bei der Arbeit in Äthiopien unterstützt wird und die Gebäudekomplexe in Wore Illu town im Nordosten des Landes bauen lässt, in ihrem Herbst-Bericht mit – passend zum Start der 36. SgH-Saison, die offiziell am morgigen Sonntag (1. Dezember) beginnt.

Die neue Schule, eine weiterführende Einrichtung für rund 2300 Schüler der Klassen neun und zehn, besteht aus vier Klassenraumblöcken für jeweils vier Klassen, einer Verwaltung, einer Bibliothek und zwei Sanitärhäusern. Nach umfangreichen Unterbauarbeiten stehen die ersten Wände. Die Bücherei und das Verwaltungsgebäude sind besonders weit fortgeschritten. Die Arbeiten an der mittlerweile dritten und zugleich größten SgH-Schule in Äthiopien, die rund 385 000 Euro kosten wird, hatten am 19. Februar begonnen. Die Fertigstellung ist für Juni 2020 geplant. Die ersten zwei SgH-Schulen waren die beiden Higher Primary Schools in Kelecha Jibat und Dobi, die im November 2017 bzw. Juni 2019 in Betrieb genommen wurden.

Da die Wore Illu HSS durch zweckgebundene Erlöse aus den beiden vergangenen SgH-Wintern bereits komplett finanziert ist, richtet die OV/KSB-Aktion den Blick nach vorne. Und sie folgt dabei einem Leitspruch des 2014 verstorbenen MfM-Gründers Karlheinz Böhm, der einst sagte: „Nur wer lesen und schreiben kann, kann sich aus eigener Kraft aus der Armut befreien.“ Getreu dieser Maxime nimmt SgH den Bau einer vierten Schule in Äthiopien in Angriff – es ist die Ijaji Higher Secondary School in Illu Gelan. Die Kooperationsvereinbarung zwischen SgH und MfM ist ausgearbeitet.

Der Neubau, der noch in diesem Jahr beginnen und im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein soll, ist im Prinzip identisch mit dem in Wore Illu town. Heißt: vier Gebäude mit je vier Klassenräumen, ein Verwaltungsgebäude, eine Bibliothek mit einem IT-Raum sowie zwei Latrinen-Einheiten mit jeweils vier Kabinen. Die jetzige Ijaji HSS besuchen 2322 Schüler, sie werden von 69 Lehrern in zwei Schichten unterrichtet, morgens und nachmittags. Die Gebäude sind veraltet und brüchig, die Lernbedingungen extrem schlecht. Auf der Prioritätenliste der äthiopischen Behörden stand die Schule in Ijaji weit oben.

Zur geografischen Einordnung: Ijaji ist der Hauptort des Bezirks Illu Gelan, die Stadt hat 16 000 Einwohner und liegt rund 200 Kilometer westlich von Addis Abeba. Illu Gelan grenzt an die Woreda Dano und damit an jene MfM-Projektregion, zu der die beiden SgH-Schulen in Kelecha Jibat und Dobi gehören.

Parallel zum Schulneubau in Ijaji, für den MfM mit Kosten von rund 350 000 Euro kalkuliert, wird sich „SgH“ mit den Erlösen aus den kommenden zwei bis drei Wintern auch weiter in der MfM-Projektregion Dano engagieren. Im Rahmen des integrierten ländlichen Entwicklungsprojekts in Dano wurden gezielt Maßnahmen für „Nachhaltige Landwirtschaft“ und „Gesellschaftsentwicklung“ vereinbart. Hintergrund: Starke Abholzung und Überweidung haben in der Region Dano, die sich im Bundesland West Shoa auf einem Hochplateau mit einigen wenigen Hügeln erstreckt, zu erheblichen Erosionsschäden geführt. Bei starken Regenfällen wird die fruchtbare Erde einfach weggeschwemmt. Die Techniken waren veraltet, das Saatgut war schlecht. Folge: Die Ernten fielen nur gering aus. MfM und SgH streben nun ganzheitliche Verbesserungen in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt an. Dazu gehören unter anderem Wiederaufforstungsprojekte, die Produktion von Baumsetzlingen und tiefwurzelnden Pflanzen zur Bodenstabilisierung, Erosionsbekämpfung durch Terrassierungen, Kurse für Bauern in Bewässerungsmaßnahmen und die Einführung von Kompostdüngung. Zum Bereich Gesellschaftsentwicklung gehören unterdessen Handwerkskurse für Frauen (Töpfern, Weben etc.), Trainingskurse für Mikrokredite und die Unterstützung bei der Bildung von Kooperativen für die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von ländlichen Erzeugnissen.

Die ersten Veranstaltungen der SgH-Saison 2019/20 haben bereits vor dem offiziellen Start am 1. Dezember stattgefunden – wie etwa der Triathlon in Lohne oder der Dümmerlauf von SW Osterfeine, wie der Ahmadiyya-Lauf in Vechta oder das Völkerballturnier vom Jugendparlament Goldenstedt, wie das Indoor-Cycling-Event des SV Holdorf oder der 24-Stunden-Tennis-Marathon des TV Visbek. Eine schöne Basis für die 36. Saison. Und ab morgen geht’s mit Vollgas weiter.

Almas Jungs bitten in Bakum zum Hobbyvolleyball-Turnier und in Dinklage steigt der Adventslauf im schönen Burgwald. Der SgH-Kalender, der in den nächsten Wochen immer samstags erscheint, ist bereits so prall gefüllt, dass er nicht mehr auf eine Seite passt. Es geht voran. Nicht nur Stein für Stein. Auch Event für Event.

INFO: An den kommenden Samstagen geht die OV-Sportredaktion näher auf die neuen SgH-Projekte Ijaji HSS sowie nachhaltige Landwirtschaft und Gesellschaftsentwicklung in Dano ein.

Bild: Viele Steine für die dritte SgH-Schule: Ein Blick auf den Neubau der Wore Illu Higher Secondary School. Die Arbeiten haben am 19. Februar begonnen. Foto: MfM