Start

Und wieder kam das Beste zum Schluss

„Silvesterlauf meets Coronathon“ entwickelt sich zur kreisweiten Massenbewegung für „Sportler gegen Hunger“

Von Steffen LĂĽnsmann

Mühlen. Der 31. Dezember hatte ein bisschen was vom 1. Mai. Im gesamten Landkreis Vechta war am Silvestertag eine Völkerwanderung zu beobachten. Aber es bewegten sich auf den Straßen und Wegen nicht etwa Cliquen mit Bollerwagen und Bierlaune, sondern reihenweise Menschen mit grün-weißer Startnummer und Laufkleidung. Einzeln, zu zweit oder im Familienkreis. Am Dümmer herrschte Hochbetrieb – und von dort aus bis zum Nordkreis waren über den gesamten Tag hinweg Läufer zu sehen. Man musste sich nur an die Straße stellen – und binnen fünf Minuten sah man mindestens einen Jogger. Man kann es nicht anders sagen: Die Aktion „Silvesterlauf meets Coronathon“ für „Sportler gegen Hunger“ wurde zu einer coronakonformen Massenbewegung. Der Ersatz für den Silvesterlauf in Mühlen brachte den ganzen Kreis in Bewegung – und die digitalen Kanäle zum Glühen.

Auf dem Instagram-Kanal sgh.coronathon war am Donnerstag 24 Stunden lang die Hölle los. Mit dem virtuellen Startschuss von OV-Sportchef Carsten Boning wurden um 0.00 Uhr quasi alle Kanäle geöffnet – und dann ging es gleich mit den ersten Videos und Fotos los. Die Organisatoren Matthias Fortmann, Kathi Stark und Antonius Schröer liefen passend zum neuen Jahr jeweils eine 20,21-Kilometer-Runde.

Danach konzentrierte sich das Orga-Team, das sich mit den Machern des Silvesterlaufs von GW Mühlen verbündet hatte, auf den Social-Media-Ansturm. Und der kam mit voller Wucht. „Das ist so krass, was hier los ist. Wir haben das Gefühl, dass wirklich alle unterwegs sind – außer uns“, teilte Kathi Stark am Nachmittag mit. Sie verwaltete das Mailkonto und war ab 10.00 Uhr durchweg mit dem Beantworten von Nachrichten beschäftigt. Ihre beiden Mitstreiter hatten auf Facebook und Instagram mit dem Teilen aller Fotos ebenfalls einen Fulltime-Job. Das Ergebnis war äußerst beeindruckend: Hunderte Fotos waren am Neujahrsmorgen auf den sozialen Kanälen der Digitalveranstaltung für die OV/KSB-Aktion zu bestaunen – und die Organisatoren waren immer noch damit beschäftigt, die eingegangenen Nachrichten abzuarbeiten. „Und vergesst das Spenden nicht“, hieß es dann im ersten Beitrag an Neujahr, der zwei friedliche junge Läufer im Dress der Rivalen Dortmund und Schalke zeigte. Selbst da baute die SgH-Aktion anscheinend Brücken. Die Spendenkanäle für „Silvesterlauf meets Coronathon“ sind noch bis Montag (4. Januar) geöffnet – dann wird abgerechnet.

Die drei Organisatoren waren übrigens nicht die einzigen, die schon in der Nacht die Laufschuhe schnürten. Die Poleposition gehörte Simon Baumann aus Vechta – er schloss seinen Lauf an Silvester als Erster ab; dicht gefolgt von Lena Westendorf, Johanna und Rebecca Heitmann. Und auch Michael Pohl hatte seinen Lauf in Langförden vor 7.00 Uhr beendet. Das „Frühstarter“-Quintett erhält in den nächsten Tagen einen Frühstücksgutschein.

Die von Inga Hintze gestaltete Holzstele fand derweil auch einen neuen Besitzer: Die Volksbank Lohne-MĂĽhlen erwarb sie im Rahmen der Instagram-Versteigerung zu Gunsten von SgH fĂĽr 200 Euro.

Am Neujahrsmorgen war Kathi Stark immer noch völlig überwältigt von der „wahnsinnigen Beteiligung“. Sie alleine hatte da bereits 170 Mails beantwortet; Matthias Fortmann war für die Storys und Antonius Schröer für die Posts auf Instagram und Facebook zuständig. Die Handy-Akkus wurden extrem strapaziert, berichtete sie lachend und fügte hinzu: „Das hatte schon ein kleines bisschen was von Arbeit. Es war auf jeden Fall ein anderes Silvester als sonst. Aber es hat richtig Spaß gemacht. Es war ein toller Tag!“

Angesichts des Ansturms, der ab 10.00 Uhr morgens enorme Auswüchse angenommen hatte und erst nach etwa zwölf Stunden abebbte, konnte auch noch nicht final ermittelt werden, wie viele Fotos insgesamt eingegangen sind. Auf jeden Fall wird Sponsor Sport Böckmann ordentlich zur Kasse gebeten werden; er hat einen Euro pro gepostetem Foto versprochen.

Alle waren vollkommen überwältigt davon, wie viele Leute im Landkreis Vechta für „Sportler gegen Hunger“ unterwegs waren. Aber auch über die Kreisgrenzen hinaus gab es viele Engagierte. Den Distanzrekord hält Simon Beuse, der in Australien seinen Silvesterlauf absolvierte.
Neben unzähligen Familien brachten sich auch viele Gruppen – zwar getrennt, aber in großer Personenstärke – für die Aktion ein. So mobilisierte beispielsweise das Lohner Crossfit-Studio mPower etliche Mitglieder zur Teilnahme und zum Spenden. Auch SFN Vechtas Bezirksliga-Fußballer, die DLRG-Ortsgruppe Visbek und der Lauftreff Waldschleicher Lohne waren unter anderem am Start.

So entwickelte sich die SgH-Aktion am Ende zu einer kreisweiten Massenbewegung. Auch im Corona-Jahr 2020 galt das Mühlener Silvesterlauf-Motto: „Das Beste kommt zum Schluss.“

Bild: Strahlende Gesichter überall: Unzählige Menschen waren am Silvestertag für die OV/KSB-Aktion unterwegs – nicht nur im Landkreis Vechta. Foto: Instagram / sgh.coronathon