Schulbau

„Wir profitieren doch alle von der Schule“

Für die Zukunft ihres Sohnes setzt sich Desi Boku in der Schule ein. Foto: Löhle

Desi Boku engagiert sich mit anderen Einwohnern von Kelecha Jibat für den Erhalt der Primary School

Von Volker Kläne

Kelecha Jibat. Desi Boku hat den ganzen Tag lang auf dem Schulgelände in Kelecha Jibat ausgeharrt. Eine Gruppe der Stiftung „Menschen für Menschen“ ist zu Gast.Und Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe eilt auch in diesem entlegenenWinkel des Landes der Ruf voraus, helfen zu können. Desi Boku (40) wünscht sich sehr, dass die Organisation in Kelecha Jibat tätig wird.Nicht nur, weil sie selbst Mutter ist und ihr Sohn unter besseren Bedingungen unterrichtet werden soll, sie engagiert sich auch aktiv für den Erhalt der Schule.

Zu diesem Zeitpunkt kann sie noch nicht wissen, dass die OV/ KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ die Primary School über MfM neu bauen wird (siehe Fakten). Sie berichtet, wie die Einwohner des Dorfes den Fortbestand bislang selbst bewältigen. Sie sei Mitglied einer Bau- Gemeinschaft, die versuche, Geld für den Bau eines neuen Klassentraktes zu sammeln.Dieser entsteht am Rande des Geländes. Arbeiter montieren dort einen Rohbau aus Holz. Allerdings fehle das Geld, um das Haus fertigzustellen, berichtet Schulleiter Zekios Dida.

Nötig geworden ist der Neubau, weil es schon jetzt erheblich an Räumen mangelt. Desi Boku bemängelt, dass zu viele Kinder in einer Klasse unterrichtet werden müssen, teilweise mehr als 100. Sie sitzen eng an eng in den Bänken. Insgesamt sind nur sieben Klassenräume vorhanden, und die Wände zweier Häuser sind derart von Termiten zerfressen worden, dass sie nicht mehr lange standhalten können. Neuere Häuser, wie alle aus Lehm und Holz errichtet, weisen ebenfalls erste solcher Schäden auf. Man kann sich vorstellen, dass auch der Neubau nach einiger Zeit von Termiten angegriffen wird – ein Fass ohne Boden.

Dennoch engagieren sich 70 bis 80 Männer und Frauen in der Gemeinschaft dafür, mehr Platz zu schaffen. „Wir profitieren doch alle von der Schule. Unsere Kinder werden ausgebildet und können höhere Positionen erreichen“, sagt Desi. Sie und die anderen in der Bau-Gemeinschaft diskutierten darüber, wie sie genügend Geld sammeln könnten, um den Neubau fertigzustellen. Sie habe selbst so viel bezahlt, wie sie könne, und auch andere Einwohner überzeugt, erklärt Desi. 7500 Menschen lebten im Einzugsgebiet der Schule, das entspreche etwa 1200 Haushalten; etwa 800 Haushalte hätten 20 bis 30 Birr für den Neubau geben können. Umgerechnet ist das ungefähr ein Euro proHaushalt.

Seit 1981 gibt es in Kelecha Jibat die Higher Primary School. Sie ist auch die weiterführende Schule für fünf Grundschulen in der Gegend. 1502 Schüler in den Klassen 1 bis 8 werden dort zurzeit unterrichtet – 830 Jungen, 672 Mädchen. Ulrike Haupt, PRManagerin von „Menschen für Menschen“, zollt den Einwohnern großen Respekt, dass sie den Betrieb mit geringen Mitteln über so einen langen Zeitraum aufrechterhalten haben. „Es ist eine wahnsinnige Eigenleistung, die sie erbracht haben“, sagt sie beim Besuch.

Das Budget der Gemeinschaft reiche aber nicht aus, sagt Desi. Die Hilfe von MfM und SgH hält sie für dringend erforderlich. Vier Kinder hat sie bereits zur Schule geschickt. Drei hätten ihren Abschluss nach der zehnten Klasse gemacht, eine Tochter besuche die elfte Klasse in einer anderen Stadt, sagt sie. Das Mädchen sei sehr gut, die Zehntbeste in der Klasse unter 50 Schülern. Auf Dedis Schoß sitzt ihr jüngster Sohn, dem sie die Brust gibt, während sie berichtet. Auch er soll einmal unterrichtet werden. Der Junge wird die neue Schule in Kelecha Jibat besuchen.

FAKTEN
– „Sportler gegen Hunger“ baut über die Stiftung „Menschen für Menschen“ erstmals eine eigene Schule in Äthiopien: Aus den SgH-Erlösen 2015 und 2016 fließen Spenden zweckgebunden in den Neubau dieser Schule.
– Der gesamte Komplex für 1500 Schüler wird mit Kosten von 246.000 Euro veranschlagt; der Bau der SgH-Schule beginnt Mitte 2015 und soll 2016 fertig sein. Vier Gebäude mit je vier Klassenräumen entstehen. Sie werden eine bessere Substanz haben und sollen laut MfM 50 Jahre halten.
– „Menschen für Menschen“ übergibt die Schule dann an die lokalen Behörden. Das äthiopische Bildungsministerium stellt die Lehrer und trägt die laufenden Kosten. Mitarbeiter von MfM kontrollieren regelmäßig den Zustand der Schule.
– Diese befindet sich in Kelecha Jibat. Das Dorf liegt 235 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba im Projektgebiet Dano. 105.430 Einwohner leben überwiegend von Ackerbau und Viehzucht, was zum Überleben kaum ausreicht.

Bild: Für die Zukunft ihres Sohnes setzt sich Desi Boku in der Schule ein. Foto: Löhle