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Explosion der Emotionen: Oythe krönt seine Hinserie

Landesliga-Spitzenreiter auch beim OV-Supercup 2017 die Nummer eins / Grandiose Stimmung im Rasta-Dome der „absolute Hammer“

Von Carsten Boning

Vechta. Nach dem finalen Schuss ins GlĂĽck gab’s in den Blöcken H und I kein Halten mehr. Bei den Fans des VfL Oythe ging’s drunter und drĂĽber. Vom Klubchef bis zur Spieler-Mama – alle waren sie auĂźer Rand und Band. Ekstase pur. Und mittendrin im rot-weiĂźen Jubel-Rudel: Oythes FuĂźballer um Phillip Schönewolf, der dem Spitzenreiter der Landesliga gerade frohe Weihnachten beschert hatte. Mit seinem verwandelten Neunmeter zum 3:2 im OV-Supercup-Finale gegen BW Lohne löste der 22 Jahre alte StĂĽrmer die kollektive GlĂĽckseligkeit im Oyther Lager aus. „Was da am Ende abging, war schon Wahnsinn. Ein tolles GefĂĽhl, das hat SpaĂź gemacht“, strahlte der Matchwinner am späten Freitagabend, als sich das Geschehen im Rasta-Dome in Vechta vom Parkett an die drei Theken verlagert hatte.

Den OV-Supercup 2017, das silbern glänzende Objekt der Begierde, hatten die Oyther in ihre Mitte genommen. Der „Henkelpott“ samt Inhalt machte bis 3.00 Uhr die Runde, dann ging’s fĂĽr den VfL-Tross weiter in die City, ehe sich SĂĽleyman Odabasi, der Stunden zuvor mit seinem 1:0 nach nur 20 Sekunden im Eröffnungsspiel gegen SW Osterfeine fĂĽr einen furiosen Auftakt des Abends gesorgt hatte, das Amt des „Cup-Sitters“ ĂĽber die Weihnachtsfeiertage sicherte. Die letzte Etappe des Partymarathons schenkte sich Coach Paul Jaschke. Am Tag danach hielt er fest: „Titel tun immer gut. Es freut mich fĂĽr die Jungs, dass sie das erleben durften.“

FĂĽr Oythe war es nach 1996, 2008, 2011 und 2014 der fĂĽnfte Triumph beim prestigeträchtigen HallenfuĂźballturnier fĂĽr „Sportler gegen Hunger“ – und das i-TĂĽpfelchen auf eine phänomenale Hinserie. Anders formuliert: Wenn’s mal läuft, dann läuft’s. So zitterte sich der Landesliga-Primus im letzten Gruppenspiel zu einem schmeichelhaften 1:1 gegen Lohne II. In der letzten Minute hatte die BWL-Reserve drei GroĂźchancen, ein 1:2 hätte das Oyther Aus bedeutet. „Da hatten wir viel GlĂĽck“, gab Jaschke zu. Schönewolf ergänzte: „Wir haben uns irgendwie ins Halbfinale gerettet.“

Dort angekommen, lieferte sich Oythe einen heißen Schlagabtausch mit seinem Ligarivalen TV Dinklage, der eine bärenstarke Vorrunde (2:1, 1:0, 6:2) gespielt hatte. Das vielleicht beste Match des Abends endete mit 4:3 für Oythe. „Da war richtig Pfeffer drin“, schwärmte Jaschke. Sein Dinklager Amtskollege David Riesner meinte: „Ich glaube, wir haben selten so eine souveräne Gruppenphase gespielt. Leider haben wir dann etwas den Faden verloren. Wir haben nicht mehr unseren Stiefel gespielt, sondern uns ein bisschen von der Hitze im Spiel anstecken lassen.“ Aus der Traum vom zweiten Supercup-Coup nach 2015.

Im zweiten Halbfinale gab’s eine ähnliche Konstellation. Hier Vorjahresfinalist GW MĂĽhlen, makellos in der Vorrunde (4:0, 2:1, 3:0) und ein heiĂźer Kandidat fĂĽr die Hallenkrone; dort BW Lohne, Rekordchampion, in der Gruppenphase mit Licht und Schatten. Lange stand es 0:0, dann machte Lohne binnen zwei Minuten alles klar – 4:0 fĂĽr BWL, das letztmals 2010 gewonnen hatte und erstmals seit 2012 wieder im Finale stand. „Wir hatten unsere Chancen, leider hat es nicht gereicht“, haderte GWM-Antreiber Dennis Bart, der von den Trainern und einer NFV-Jury als „Bester Spieler des Turniers“ ausgezeichnet wurde – als dritter MĂĽhlener nach Drilon Gashi (2004) und Alexander Jahrand (2010). „Ganz ehrlich: In dem Moment war die Enttäuschung ĂĽber das 0:4 im Halbfinale größer als die Freude ĂĽber meine Auszeichnung“, erklärte der Wirbelwind, ergänzte dann aber im gleichen Atemzug: „So eine Einzeltrophäe ist natĂĽrlich ein Highlight.“

Und so gab’s zum dritten Mal ein OV-Supercup-Endspiel zwischen Oythe und Lohne. 1996 hatte sich Oythe mit 2:1 durchgesetzt, 1997 gab’s einen 4:0-Sieg der Lohner. 20 Jahre später fielen keine Tore, das NeunmeterschieĂźen musste entscheiden – zum sechsten Mal in der Turnierhistorie, zum fĂĽnften Mal mit Lohner Beteiligung. Oythes Keeper Tim kl. Lamping avancierte neben Schönewolf zum Matchwinner, weil er den Schuss von Alper Yilmaz mit dem FuĂź parierte.

„Schade, dass es am Ende nicht ganz gereicht hat. Aber wir sind trotzdem total zufrieden“, sagte BWL-Kapitän Christian Bröring und nutzte den Jahresabschluss auch dazu, um den Blick auf das Wesentliche zu lenken – auf den Absturz des Landesliga-Vizemeisters in den Abstiegssumpf: „Unsere Saison ist ja bislang total verkorkst. Die Hinserie ist richtig schlecht gelaufen. In der Rückserie sind alle gefordert, um das irgendwie geradezubiegen.“ Den Schwung vom OV-Supercup würde Lohne nur allzu gerne mitnehmen.

Zurück zu Yilmaz: Er war wie im Vorjahr einer von drei Torschützenkönigen – diesmal zusammen mit den Dinklagern Felix Schmiederer und Chris Neteler (alle drei Treffer). Das „Tor des Tages“, gekürt von der NFV-Jury, erzielte indes Lohnes Kai Westerhoff – sein Heber zum 2:0 gegen Mühlen war in der Tat eine Augenweide. Die Trophäe für den besten Torwart erhielt Dinklages Sven Neuefeind.

Zum 33. Mal waren die besten VEC-Teams zusammengekommen, um kurz vor Heiligabend ihren Hallenkönig zu ermitteln. Die „Champions League des Heimatsports“ fand zum fünften Mal in der Heimspielstätte von Basketball-Zweitligist Rasta Vechta statt – und die Arena war erneut mit 2310 Fans ausverkauft. Jaschke bezeichnete die Stimmung als „bombastisch“. 53 Tore wurden frenetisch gefeiert; vergessen war der Negativrekord aus dem Vorjahr, als nur 39 Treffer gefallen waren. Christian Schiffbänker, Spielertrainer von SW Osterfeine und Debütant beim OV-Supercup, meinte: „Vor über 2300 Leuten zu spielen, ist schon großartig. Toll, dass die Jungs so etwas erleben dürfen.“ Mühlens Kapitän und Torwart Maurice Planteur, zum x-ten Mal beim Supercup dabei, schwärmte: „Hier brennt jedes Mal der Baum, der absolute Hammer.“ Die GWM-Fans hatten großen Anteil an der Atmosphäre. „Sie waren einfach super“, sagte Dennis Bart und versprach: „Wir kommen wieder.“ Vielleicht als Landesligist? „Das hoffe ich doch“, antwortete der Torjäger des Bezirksliga-Spitzenreiters.

Ihrem Ruf als Choreografie-Könige wurden wieder einmal die Fans des TV Dinklage gerecht, die mit ihren kreativen, farbenfrohen Bildern nicht nur Stellung bezogen („Für viele das große Geschäft. Für uns eine Herzenssache“), sondern auch ihrem Betreuer-Urgestein Ludger Wessels für seine 30-jährige Tätigkeit dankten. Der Geehrte war sichtlich gerührt – auch die Emotionen im Stillen gehörten zum OV-Supercup 2017.

Bild: TVD als Herzenssache: Dinklages Fans waren mal wieder kreativ. Foto: Schikora