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Ziel erfüllt: Silvesterläufer erreichen Awedi Gulfa

Aus Mühlen in die ganze Welt: Über 750 Teilnehmer legen an einem Tag 6775,47 Kilometer für „Sportler gegen Hunger“ zurück

Von Steffen Lünsmann

Mühlen. Vom lokalen Lauf zum globalen Event: Für den Mühlener Silvesterlauf ging es in seiner ortsunabhängigen Variante als „Silvesterlauf meets Awedi Gulfa“ am letzten Tag des Jahres 2021 hinaus in die weite Welt. Nicht nur im Landkreis Vechta rissen die Sportler Kilometer ab, sondern auch an exotischen Orten, mit denen man nicht gerechnet hätte: auf der Insel Phuket in Thailand, in Norwegen, im Skigebiet Hauser Kaibling in Österreich, auf Mallorca. Und sogar Steinfeld war dabei, was für den einen oder anderen Mühlener sicherlich ähnlich überraschend kam.

Ein Jahr nach der Corona-Alternative „Silvesterlauf meets Coronathon“ hat sich auch „Silvesterlauf meets Awedi Gulfa“ zu einer Massenbewegung entwickelt. Es begann mit einem frühen Vogel, der schon vor 6.00 Uhr von Lüsche zur Carumer Kirche und zurück lief – und es endete mit einigen Läufern, die wenige Stunden vor dem Jahreswechsel die Dunkelheit durchquerten.

Dazwischen lagen die Läufe, die Wanderungen, die Rad- und Ski-Touren von über 750 Teilnehmern, die gemeinsam das große Ziel erreicht haben. 5500 Kilometer sollten zurückgelegt werden – das entspricht in etwa der Distanz zwischen Mühlen und dem äthiopischen Awedi Gulfa, wo die OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ ein Wasserprojekt finanziert. Das Ziel wurde weit übertroffen: Am Ende standen 6775,47 Kilometer – damit sind quasi schon über 1000 Kilometer des Rückwegs zurückgelegt. Wobei die „Dunkelziffer“ wesentlich höher sein dürfte. Die Kilometeranzahl ergab sich aus den einzelnen Angaben, die über Instagram und per Mail übermittelt wurden.

Aus dem Epizentrum des Silvesterlaufs gab es schon zwischendurch eine euphorische Wasserstandsmeldung. „In Mühlen ist richtig was los. Wir sind total happy, dass das so gut angenommen wird“, berichtete Ralf Kröger, der Vorsitzende des organisierenden Vereins GW Mühlen. Er selbst war mit seinen fünf Vorstandsmitgliedern auf einer Wandertour, das Team steuerte zusammengerechnet etwa 50 Kilometer bei. Auch zwei Tage später war Krögers Euphorie noch nicht verflogen. Er freute sich insbesondere über die „hohe Solidarität“ und die große Verbundenheit der Sportszene mit SgH und dem Silvesterlauf. „Wir haben viele Unterstützer, die das gut finden, was wir machen, und die sich sagen: ‚Okay, es findet nicht statt, aber dann beteilige ich mich halt trotzdem mit einem Lauf an der Aktion.’“

Allein die Teilnehmerzahl bewertet er als „positives Feedback für die Arbeit in den letzten Jahren“. Ralf Kröger hat an Silvester bei zwei Fahrten durch Mühlen schon festgestellt: „Da geht richtig was ab.“ Auf der Wanderung bestätigte sich der Eindruck noch mal. Sinnbildlich für ihn war, dass ihm ein Heimatsportler hier spontan 20 Euro für die SgH-Kasse in die Hand drückte. „Das sind so kleine Freuden, die man an dem Tag erlebt hat“, erzählt er.

Die Unterstützung kam am Silvestertag tatsächlich aus allen Richtungen. Natürlich aus dem Verein, wo unter anderem ein Teil der ersten Fußball-Herren (siehe oberstes Foto) am Dümmer gelaufen ist und die 1. C-Jugend der JSG Steinfeld/Mühlen sowie die F-Junioren jeweils in Mannschaftsstärke gestartet sind. Aber auch aus vielen anderen Orten, Vereinen oder Lauftreffs in der Umgebung. So gingen insbesondere über den Instagram-Kanal mit dem Namen @sportlergegenhunger Hunderte Fotos ein.

Einige Aktionen waren dabei besonders bemerkenswert. Das gilt auch für den Lauf von Ted Mönnig, der bei „Silvesterlauf meets Awedi Gulfa“ den Längenrekord aufgestellt haben dürfte. In 4:57 Stunden legte er beeindruckende 45,03 Kilometer zurück – so stand auf seiner Startnummer nicht umsonst „Meilenfresser Ted“. Ebenfalls bemerkenswert war der 7,5-km-Lauf, mit dem sich Jana Diephaus (geb. Stromann) an der Aktion beteiligte: Die Ex-Handballerin aus Mühlen, die lange für den TV Dinklage auf Torejagd gegangen ist, drehte ihre Runden nämlich auf der über 9000 Kilometer entfernten thailändischen Insel Phuket. Auch diverse Ski-Urlauber schickten ihre Fotos, zudem gab es in Norwegen und in Palma de Mallorca einige Teilnehmer.

Hinzu kamen noch ein paar (ehemalige) Top-Heimatsportler, die für SgH auf die Reise gingen. Etwa der einstige Dinklager Fußball-Torjäger Felix Schmiederer, der mittlerweile beim SC Spelle-Venhaus in der Oberliga spielt. Oder Tennis-Ass Julia Middendorf, die im Anschluss an ihr letztes Training des Jahres in der Lohner Tennishalle noch zwölf Kilometer in einer Stunde zurücklegte. Oder die verletzte Silvesterlauf-Streckenrekordlerin Katharina Stark, die trotz ihres Mittelfußbruchs zwei Kilometer zur Aktion beisteuerte.

Es war schlichtweg beeindruckend, wie viele Menschen sich die Silvesterlauf-Startnummer ausgedruckt hatten und eine gemeinsame Massenbewegung an mehreren Orten starteten. Gebündelt wurde das Ganze auf Instagram, wo nach wie vor die meisten Fotos vom Silvestertag zu sehen sind.

Ralf Kröger stellte erfreut fest, dass es auch bei der zweiten Alternativaktion keinen Abnutzungseffekt gegeben hat. Die Spendenkonten (unten links auf Seite 23 oder per Paypal an sgh@om-medien.de) sind noch bis zum 6. Januar (Donnerstag) geöffnet. Auch wenn das Kilometer-Ziel längst erreicht ist.

Bild: Viele Eindrücke aus vielen Orten: An Silvester trudelten Hunderte Fotos und Nachrichten über Instagram (@sportlergegenhunger) und per Mail ein. Etliche Sportler waren mit der grün-weißen Startnummer in Bewegung. Foto: SgH