Schulbau Start

1000 SchĂŒler sehen ihre Schule wachsen

In Dobi errichtet „Menschen fĂŒr Menschen“ die zweite SgH-Schule / Drei Blöcke mit je vier Klassenzimmern

Von Volker KlÀne

Dobi. Die Tagelöhner in Dobi leisten Schwerstarbeit. Mit groben Steinen und Zement bauen sie Fundamente in die trockene, rotbraune Erde. Sie haben mit mĂŒhevoller Handarbeit tiefe GrĂ€ben ausgeworfen. Die Abmessungen der kĂŒnftigen SchulgebĂ€ude zeichnen sich dadurch bereits im Boden ab. In gut zwölf Monaten sollen hier 1000 MĂ€dchen und Jungen unterrichtet werden. FĂŒr sie lĂ€sst die Karlheinz-Böhm-Stiftung „Menschen fĂŒr Menschen“ in Dobi, einem Dorf im Projektgebiet Dano, rund 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Addis Abeba, drei Blöcke mit je vier Klassenzimmern bauen. Finanziert wird das Projekt komplett aus Spenden der OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“.

Es ist die zweite SgH-Schule, die in Äthiopien errichtet wird. Die erste, die Higher Primary School in Kelecha Jibat, wurde Ende November eingeweiht. SgH-Vertreter feierten mit der ganzen Schul- und Dorfgemeinschaft dieses große Ereignis. 1332 Kinder lernen dort nun unter wesentlich besseren Bedingungen als frĂŒher (OV berichtete).

Diesen Sprung in eine neue Zeitrechnung wollen auch die Menschen in Dobi machen. Mit Startkapital von SgH konnten die Bauarbeiten am 1. November beginnen. „Menschen fĂŒr Menschen“ hatte das Bauprojekt wie ĂŒblich ausgeschrieben und einem Unternehmen aus Addis Abeba den Auftrag erteilt.

Die Firma beschĂ€ftigt Tagelöhner. Es sind Frauen und MĂ€nner, die fĂŒr 40 Birr am Tag (umgerechnet etwa 1,25 Euro) die GrĂŒndungsarbeiten verrichten. Schicht fĂŒr Schicht setzen sie die Steine in die GrĂ€ben und verfestigen sie mit Zement. Diesen rĂŒhren sie in einer alten, klappernden Mischmaschine an und transportieren den Mörtel mit einer Trage zu den Fundamenten. Die Steine haben sie zuvor mĂŒhevoll zerkleinert. Das alles bei Temperaturen bis zu 30 Grad Celsius in der sengenden Mittagssonne – ein knochenharter Job.

In den Unterrichtspausen versammeln sich SchĂŒler auf der Baustelle. Sie schauen neugierig, wie die vielen Arbeiterinnen und Arbeiter an ihrer Zukunft bauen. 476 MĂ€dchen und 545 Jungen besuchen zurzeit die Higher Primary School in Dobi. Insgesamt 17 Lehrer unterrichten sie unter dĂŒrftigen Bedingungen.

Die Bilder gleichen denen, die lange Zeit auch in Kelecha Jibat Alltag waren: Die SchĂŒler sitzen eng an eng in dunklen, ĂŒberfĂŒllten Klassenzimmern, aus Lehm und Holz erbaut. Die Böden sind mit einer sich verhĂ€rtenden Mischung aus Kuhdung, Matsch und Asche ĂŒberzogen worden, damit die Kinder ihre FĂŒĂŸe wĂ€hrend des Unterrichts nicht in den Sandboden halten mĂŒssen, in denen Sandflöhe lauern. Die Insekten legen ihre Eier unter der Haut ab, was zu Infektionen fĂŒhren kann. Aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung können diese Krankheiten tödlich enden.

Die alten GebĂ€ude werden nach und nach zerfallen und mĂŒssen mit Eigenmitteln wieder aufgebaut werden. Die meisten Menschen in der Projektregion Dano, die vorwiegend von Viehzucht und Ackerbau leben, haben aber bestenfalls gerade genug, damit ihre Familien ĂŒberleben können. Die Unterhaltung einer Schule wird zur schwierigen Aufgabe.

Mit den neuen, stabilen GebĂ€uden sichern MfM und SgH den Erhalt der Schule ĂŒber Jahrzehnte. MfM hat schon 430 solcher Schulen ĂŒberall in Äthiopien errichtet und an die lokalen Behörden ĂŒbergeben. Das Ă€thiopische Bildungsministerium stellt die Lehrer und trĂ€gt die laufenden Kosten. MfM-Mitarbeiter kontrollieren regelmĂ€ĂŸig den Zustand der neuen Schulen.

In Dobi errichten die Bauarbeiter neben drei Klassenzimmerblöcken auch zwei SanitÀrhÀuser und ein VerwaltungsgebÀude. Im letzten Quartal 2018 sollen sie laut Vertrag mit den Arbeiten fertig sein. Der Anfang ist gemacht.

Info: Volker KlĂ€ne, heute Pressesprecher der Stadt Vechta, betreute als langjĂ€hriger OV-Reporter auch die Aktion „Sportler gegen Hunger“, besuchte 2014 den Ort Kelecha Jibat und fuhr nach der Schuleinweihung dort im November 2017 auch nach Dobi, wo der Bau der zweiten SgH-Schule gerade begonnen hat.

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