Schulbau

Junger Rektor kämpft gegen die Missstände

Standortbestimmung: Zekios Dida zeigt OV-Reporter Volker Kläne, wo sich die Schule auf der Karte befindet. Foto: Löhle

28-jähriger Zekios Dida will die Schule Kelecha Jibat mit Hilfe von„Sportler gegen Hunger“ entscheidend voranbringen

Von Volker Kläne

Kelecha Jibat. Es ist ein wichtiger Tag im bisherigen Berufsleben von Zekios Dida. Der 28-jährige Leiter der Schule in Kelecha Jibat will überzeugen. Er begrüßt die Besucher der Stiftung „Menschen für Menschen“ (MfM) schon am Eingangstor. Mit Hilfe der Organisation möchte Zekios seine Schule entscheidend weiterentwickeln. Er weiß: Er braucht dafür Unterstützung von außen.

Mittlerweile steht fest: Die OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ wird ihm helfen und den kompletten Neubau der Schule finanzieren (siehe Fakten). Das weiß Zekios bei dem Besuch noch nicht. Er liefert aber genügend Beweise dafür, warum es unbedingt nötig ist. Zekios zeigt, dass es in Kelecha Jibat an Klassenräumen mangelt. Nur sieben sind vorhanden, sie sind überfüllt und dunkel. Obwohl die Schüler schon in Vormittags- und Nachmittagsschichten kommen, ist es darin viel zu eng. Die Gebäude, selbst die neueren, sind von Termitenschäden gezeichnet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie nicht mehr standhalten. Die Wände weisen Löcher auf, überall gibt es nur Sandböden. Lehrer weichen mit ihren Klassen zeitweise ins Freie aus.

Zekios führt den Besuch zu einem notdürftig aus Holz undWellblech errichteten Verschlag. Dieser platzt aus allen Nähten. Darin sitzen 150 Mädchen und Jungen eng an eng auf Bänken an den Tischen.

Die Hoffnungen vieler Dorfbewohner und ihrer Kinder ruhen auf Zekios’ Schultern. Hunderte folgen ihm, als er die Gäste über das Gelände führt. Zekios hat sich sehr gut vorbereitet. In einer Kladde hat er die Schülerzahlen genauestens notiert und nach Jahrgangsstufen und Geschlecht sortiert. Auffällig: Von Klasse eins bis acht werden jeweils mehr Jungen als Mädchen unterrichtet; die Zahl der Schüler in den Klassen eins bis vier ist deutlich höher als in den Klassen fünf bis acht. Dass Eltern ihre Kinder länger zur Schule schicken, Mädchen genauso wie Jungen, sind wichtige Ziele der Bildungsarbeit von „Menschen für Menschen“ in Äthiopien.

Auch Zekios will das erreichen. Er berichtet, dass es nicht einfach ist, alle in Kelecha Jibat davon zu überzeugen, die Schule zu unterstützen. Wegen der schlechten Bedingungen hätten einige Schüler sie zudem wieder verlassen. Immerhin errichtet die Dorfgemeinschaft dort zurzeit ein neues Gebäude mit Klassenzimmern. Allerdings fehle das Geld, um es fertigzustellen, sagt Zekios.

Auf die Hilfe der Regierung muss er offensichtlich verzichten. Der Staat sehe es nicht als seine Aufgabe an, Gebäude für die Primary Schools für die Klassen eins bis acht zu bauen, berichtet er. Diese müsse die Gemeinde selbst finanzieren. Oft fehlen in sehr armen Gegenden wie in der Projektregion Dano die nötigen Mittel. Wenn es die Einwohner schafften, sagt Zekios, stelle der Staat die Lehrer. Diese würden allerdings auch mit Steuermitteln der Einwohner bezahlt. Immerhin kommt der Staat für Schulbücher von Lehrern und Schülern auf. Aber davon gibt es in Kelecha Jibat zu wenig. Die Bibliothek ist angesichts des Platzmangels längst zu einem Klassenraum umfunktioniert worden. Erst mit Hilfe von MfM und SgH wird sich die Situation demnächst erheblich verbessern. Die Schulgebäude werden Fundamente und Zementböden sowie ein massives Wellblechdach haben.

Für Zekios ist seine Arbeit eine Herzensangelegenheit. Er war selbst Schüler in Kelecha Jibat und kann nachfühlen, unter welchen Umständen die Kinder lernen. Mit Zustimmung der lokalen Behörden sei er als Schulleiter in seine Heimat zurückgekehrt. Er sagt: „Ich wollte die Schule ändern.“

Zekios will auch die Unterrichtsqualität verbessern. Wenn es nach ihm gehe, würden sich die Lehrer regelmäßig fortbilden, sagt er. Denn sie seien oft nicht gut genug ausgebildet. Von den 21 Lehrern an seiner Schule hätten 16 ein Diplom erworben, sagt Zekios. Dafür benötigten sie einen Abschluss nach der zehnten Klasse und eine vierjährige Ausbildung. Einige Lehrer hätten nur ein Jahr Training bekommen, ehe sie unterrichteten. Nur ein Pädagoge habe die zwölfte Klasse absolviert und anschließend nach vier Jahren Studium einen Bachelor-Degree erreicht.

Trotzdem: Zekios glaubt fest, mit seinem Team und der Unterstützung aus dem Dorf die Schule im Sinne der Spender entwickeln zu können:. „Mit all diesen Leuten kann ich in der Zukunft erfolgreich sein.“

FAKTEN
– Die OV/KSB-Aktion „Sportler gegen Hunger“ baut über die Stiftung „Menschen für Menschen“ erstmals eine eigene Schule in Äthiopien: Aus den SgH-Erlösen 2015 und 2016 fließen Spenden zweckgebunden in den Neubau dieser Schule.
– Der gesamte Komplex für 1500 Schüler wird mit Kosten von 246.000 Euro veranschlagt; der Bau der SgH Schule beginnt Mitte 2015 und soll 2016 fertig sein.
– Die Schule befindet sich in Kelecha Jibat. Das Dorf liegt 235 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba im Projektgebiet Dano.
– Das Gebiet ist 659 Quadratkilometer groß und befindet sich auf einem Hochplateau mit einigen Hügeln.
– 105.430 Einwohner leben überwiegend von Ackerbau und Viehzucht, was zum Überleben kaum ausreicht.

Bild: Standortbestimmung: Zekios Dida zeigt OV-Reporter Volker Kläne, wo sich die Schule auf der Karte befindet. Foto: Löhle