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Schottenröcke erobern Bakums Herzen im Sturm

Großartiges Wintervolksfest für SgH: Olli und Sandra Niehaus gewinnen „Highland-Games“ / Über 800 Besucher und 29.000 verkaufte Lose

Von Carsten Boning

Bakum. Der König der „Bakumer Highland-Games“ war längst gekürt, die letzten drei Highlights des Abends mit Wiegewette, Saalwette und Tombola standen noch bevor, da wurde letztmals die Improvisationskunst des Bakumer Orga-Teams für „Sportler gegen Hunger“ auf die Probe gestellt. An der XXL-Waage Marke Eigenbau hatte sich eine Schnalle gelöst, an der ein Drahtseil befestigt war. Kein Problem für den Klubchef. Mit drei, vier Handgriffen regelte Willi Hoping, was zu regeln war. Bühne frei also für die Bakumer Wiegewette. Links die langjährigen SgH-Macher Bernd Arkenstette und Richard Renze, rechts mit Vereinswirtin Alma Geising und Maria Meinerding zwei gute Seelen der Schwarz-Weißen. Und die große Frage lautete: Wie viele Flaschen Bier sind auf der Seite der beiden Damen nötig, um die Waage ins Pendel zu bringen? Des Rätsels Lösung: exakt 30.

Als das Geheimnis mit Tippspiel für SgH gelüftet war, wurden Arkenstette und Renze nach 30 bzw. 16 Jahren im Bakumer Orga-Team verabschiedet – unter großem Applaus der über 800 Besucher in der Sporthalle. „Als Gast hier zu sein, ist auch nicht schlecht“, sagte Arkenstette. Und der langjährige Klubchef, in Sachen SgH in Bakum ein Mann der ersten Stunde und ein unermüdlicher Antreiber, gab zu: „Es ist schon ein komisches Gefühl nach 30 Jahren an der Spitze.“ Aber was er am Sonntag zu sehen bekam, war großes Kino. Das 31. Bakumer Wintervolksfest für SgH bot beste Unterhaltung.

Der Musikverein Bakum, vor wenigen Wochen 100 Jahre alt geworden, machte wie immer den Anfang und bekam alsbald Verstärkung aus Schottland, Pardon: Damme. Die „Dersa Highlanders“ zogen mit Schmackes ein, die Dudelsackspieler um Lokalmatador Georg Kellermann aus Vestrup sorgten fĂĽr ganz neue Klänge. Das dritte StĂĽck „Highland Cathedral“ spielten die Dersa Highlanders und der Musikverein zusammen – und das ohne eine gemeinsame Probe im Vorfeld. Das Ergebnis? Einfach nur ĂĽberragend, in Sachen Musik definitiv ein Höhepunkt in der SgH-Historie. „Hut ab. Ich hatte echt Gänsehaut“, brachte es Willi Hoping als Moderator auf den Punkt. Vom Publikum gab’s donnernden Applaus.

Die schottischen Dudelsack-Klänge waren die perfekte Einstimmung fĂĽr die „1. Bakumer Highland-Games“ mit dem Zusatzmotto „Mein Mann kann …“ FĂĽnf Ehepaare traten dabei an: Andreas und Susanne Kellermann (Vestrup), Clemens und Hiltrud Schwerter (Westerbakum), Olli und Sandra Niehaus (SĂĽdholz), Jörn und Andrea Middelbeck sowie Wolfgang und Silvia Seeger (Bakum). Die fĂĽnf Herren – alle im Schottenrock-Outfit – schritten zur Tat. Die Damen nahmen derweil mit einem Gläschen Sekt auf dem roten Sofa Platz, das Hoping nebenbei noch fĂĽr 650 Euro zum Verkauf anbot, und mussten auf das Abschneiden ihrer Liebsten Steine setzen. Los ging es mit einem Pferderennen durch einen kleinen Hindernisparcours. Clemens Schwerter stĂĽrzte in FĂĽhrung liegend, Olli Niehaus staubte eiskalt den Sieg ab. Es folgte das Bierkistenstemmen, eine Anleihe aus der TV-Show „Schlag den Raab“. Kraft und Geschick waren nötig, der Sieg ging hier an Andreas Kellermann (10 Kisten) vor Olli Niehaus und Wolfgang Seeger (je 9). Beim dritten Spiel spuckte eine Tennisball-Maschine eine Menge Bälle aus, die Bakums Highlander mit einem Eimer fangen mussten. Jörn Middelbeck, Regionalliga-Volleyballer in Diensten der DJK Vechta, nutzte seine Größe aus, konnte den Sieg von „Abstauber-König“ Kellermann allerdings nicht verhindern. Beim Finale „Baumstamm schieben“ mussten die Damen auch ran, als Passagier auf dem Baumstamm. Die Herren mussten dabei schieben und Punktzonen anvisieren. Das Niehaus-Duo machte es am besten und sicherte sich am Ende mit 52 Steinen den Gesamtsieg vor den Kellermanns (43) und den Middelbecks (20). Als Prämie fĂĽr den Titel „König der Bakumer High-land-Games“ erhielt der Bauunternehmer eine Flasche hochwertigen schottischen Whiskey.

Die Auflösung der großen Saalwette konnten die Highlander dann in zweiter Reihe genießen. Die Bühne gehörte dem Gemeinderat. Die Crew um Bürgermeister Tobias Averbeck war zu Beginn der SgH-Show aufgefordert worden, zwei Trikotsätze des Lokalrivalen BW Lüsche zu organisieren und diese Shirts bei einem finalen Walzer in der Halle zu tragen. Die Gemeinderatsmitglieder marschierten tatsächlich in blauen Trikots ein – aber vom SV Carum. Wette verloren? Nein, die Lüscher Trikots trugen sie drunter. Nur Georg gr. Siemer nicht, er präsentierte beim Trikottausch sein Bakumer SgH-Shirt. Jubel im weiten Rund.

Vor dem Showprogramm war die interne Vereinsmeisterschaft im FuĂźball entschieden worden. Ăśber 100 Spieler waren in zwölf Mixed-Mannschaften dabei – und am Ende siegte „Team 9“ mit Ex-Torjäger Andre von der Wellen als Keeper. Nach einer famosen Vorrunde mit 13 von 15 möglichen Punkten und einem 3:1 im Halbfinale gegen das „Team 2“ um den starken C-Jugend-Torwart Peter Döpker gab’s im Endspiel ein packendes 3:2 gegen die Truppe um Torwart und Vorjahressieger Hilger Zwick. David Schmitz (2) und Simon Schuling trafen fĂĽr das Von-der-Wellen-Team, Niklas Kalkhoff und Lino Warnking fĂĽr die Zwick-Crew. Sieger und Verlierer klatschten sich danach fair ab – ein passendes Bild fĂĽr einen harmonischen Turnierverlauf.

Hilger Zwick ging dennoch als Champion vom Feld – als neuer Dart-Champion. Bei der 2. Dart-Meisterschaft, organisiert vom Bakumer Dartclub Meisterjäger, hatte sich der Keeper am Abend zuvor die Krone aufgesetzt. „Der Favorit hat gewonnen“, meinte Willi Hoping. Bereits in der Qualifikation, in der am Samstag 140 Spieler und Zuschauer ihr Glück versuchten (viermal drei Pfeile), hatte Zwick mit „305“ das beste Ergebnis verbucht. Die Top 4 – neben Zwick noch Stefan Tebbe, Carolin Grieshop und Thorsten Funk – erreichten die Endrunde am Abend im Festzelt vor der Halle. Und dort, im neuen „Ally Pally“, besiegte Zwick erst Funk im Halbfinale und dann Tebbe im Finale. Der Modus in allen Partien: „501 runter“.

Was fehlt noch? Richtig, die Tombola. Letzter Akt am Sonntagabend war wie immer die Ziehung der 30 Hauptgewinne in der Halle. 29.000 Lose waren im Vorfeld verkauft worden, 2000 mehr als im Vorjahr. „Unglaublich“, staunte Willi Hoping. Sein Werkzeug hatte er da längst wieder weggepackt.

Bild: Bakums neuer König der „Highland-Games“: Olli Niehaus, hier beim Kistenstemmen. Foto: Elke Schikora